K.E.: In MINDSCAPE versuchst Du, Deine emotionalen Zustände zu kontrollieren.
C.R-A.: Richtig. MINDSCAPE entstand während meiner Zeit als Artist in Residence der IK Foundation in Vlissingen, Holland. Mit dem EEG (Elektroenzephalografie) hatte ich schon in anderen Performances Erfahrungen gesammelt. Für den speziellen Raum dort war Licht ein wichtiger Faktor. In dieser Arbeit zeige ich den Rhythmus von Klang und Licht auf, indem ich versuche, meine emotionalen Zustände zu beherrschen. Was mir an dieser Arbeit besonders gut gefällt ist, dass es mir nicht zu 100% gelingt. Man kann Gehirnaktivitäten einfach nicht komplett kontrollieren.
K.E.: Wie fühlst Du Dich während Deiner Performances?
C.R-A.: In den Performances probiere ich mich aus. In sie stecke ich meine persönlichen Emotionen. Sie sind etwas sehr Intimes. Natürlich affektieren sie auch den Betrachter! Ich versuche mich in emotionale Zustände zu bringen, die sich auf den Körper des Betrachters transformieren lassen. Die Zuschauer sind nicht direkter Teil meiner Performances, sie machen nicht aktiv mit, doch sie spüren meine Emotionen in ihren Körpern.
K.E.: Im Gegensatz zu SKIN oder MINDSCAPE lädt die Installation LEIKHĒN unmittelbar zur Interaktion ein.
C.R-A.: Bei LEIKHĒN hat mich das Konzept der symbiotischen Gemeinschaft von Flechten inspiriert. Zwei Organismen gehen zusammen. Diese Installation ist ortsspezifisch für einen besonderen Raum in Zürich entstanden. Ein wunderbarer Raum mit drei Panorama-Touchscreens. Da geht es um die Frage, wie wir mit Raum umgehen. Die Art und Weise des Umgangs eines Besuchers mit den Screens beeinflusst unmittelbar die Wahrnehmung des gesamten Raumes einer weiteren Person, die sich z.B. in der Mitte der Installation befindet.
K.E.: Hast Du eine Vorliebe für raumbezogenes Arbeiten?
C.R-A.: Der Raum ist für mich ein sehr wichtiges Element. Natürlich kann ich auch im Galerie-Setting arbeiten, aber ich finde es sehr interessant, Arbeiten für einen spezifischen Raum zu modellieren. So wie in der St. Gertrud Kirche. Meine Installation WEB-MINDESCAPE habe ich für diesen Ort neu gestaltet. Ich habe sie bewusst anders installiert. Das Spiel mit dem Raum gefällt mir. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, dann spiele ich mit ihm.
K.E.: Ein kurzer Blick in die Zukunft: Wie sehen Deine Pläne für Deine Zeit im Atelierhaus des Bonner Kunstvereins aus?
C.R-A.: (lacht) Ich bin gerade erst eingezogen! Für das Atelierhaus-Wochenende werde ich Beispiele meiner Arbeiten in einer sehr lockeren Atmosphäre zeigen. Die Licht-Situation in meinem Atelierraum ist exzellent. Gerade bin ich sehr froh, dass ich hier im Keller bin. Das Element Licht ist wichtig für meine Arbeiten und für ihre Präsentation. Aktuell arbeite an einem neuen Projekt und es soll auf jeden Fall dieses Jahr noch stattfinden. Als Interface werde ich mit einem EKG (Elektro-Kardiogramm) arbeiten. Aber ich will nicht zu viel verraten! Lasst Euch überraschen!
K.E.: Vielen Dank für Deine Zeit, liebe Claudia!