Le Flash: In den vergangenen Jahren hast Du dich intensiv mit dem Material Wachs auseinandergesetzt. Dieser kommt in den Serien
Moulage (2015),
Enzyklopädie (2016) und auch in der jüngsten Werkreihe
layers (2016) zu unterschiedlichem Einsatz. Was macht für dich die Faszination dieses Werkstoffes aus?
Kathrin Graf: Das Flexible, Variable. Wachs hat einen unglaublichen Variationsreichtum: Auf der einen Seite hat es etwas Schützendes, auf der anderen Seite ist es sehr empfindlich. Es besitzt einfach ganz viele Charaktereigenschaften, mit denen man sehr vielfältig arbeiten kann, egal ob plastisch, flächig oder eben mit Schichten, wie bei den Papierarbeiten.
Le Flash: Auch außerhalb deines Ateliers wirkst Du aktiv in der Bonner Kunstszene mit. Vor kurzem hat der
tiefkeller mit einer neuen Installation eröffnet. Kannst Du etwas genauer beschreiben, um was es sich bei dem Gemeinschaftsprojekt mit Deiner Künstlerkollegin Bettina Marx handelt?
Kathrin Graf: Gerne! Tatsächlich ist die Idee zum
tiefkeller im Atelierhaus entstanden, wo Bettina und ich uns kennengelernt haben. Sie hat den Raum entdeckt und wir wollten unbedingt etwas damit machen, weil er von der Location her so besonders ist. Das Konzept hat sich in diesem Prozess erst richtig entwickelt. Wir sehen den
tiefkeller nicht als “Offspace”-Projekt, sondern als künstlerische Arbeit von uns beiden. Insbesondere wird das durch den prozesshaften Ablauf deutlich. Wir laden z. B. parallel Sammlungen und Künstler ein, um das Ganze anschließend zu einer Installation zusammen zu weben. Auch diese Idee war so nicht von vornherein da, sondern ist erst langsam entstanden. Es war ein schöner Zufall, dass wir bei der ersten Arbeit im
tiefkeller mit Michael Geffert vom astronomischen Institut der Uni Bonn zusammenarbeiten konnten. Dieser war sehr aufgeschlossen dafür, historische Himmelsaufnahmen zu zeigen. Danach haben wir geguckt, welche künstlerischen Positionen dazu passen könnten und anschließend die unterschiedlichen Exponate im Raum in Bezug zueinander gesetzt. Diese Idee hat sich mittlerweile immer weiter verdichtet. Die aktuelle Ausstellung unterscheidet sich insofern von der ersten, dass von unserer Seite noch einmal mehr Setzung vorhanden ist.
Le Flash: Mit welchen Künstler*innen und Themen habt ihr Euch diesmal auseinandergesetzt? Gab es besondere Herausforderungen?
Kathrin Graf: Wir arbeiten diesmal mit der Sammlung
St. Patrick’s Zine Library des Kölner Künstlers Patrick Rieve zusammen. Zines kann man als Underground-Format eines klassischen Comics verstehen. Sie werden von den Gestaltern auf eigene Kosten produziert, verlegt und herausgegeben. Nachdem wir uns aus der Sammlung einige Hefte ausgesucht haben, haben wir zusätzlich die Düsseldorfer Malerin Rosilene Luduvico und den Kölner Objektkünstler Jörg Obergfell eingeladen. Bei Tammy & The Broken Nails handelt es sich um eine fiktive Band. Dank der Unterstützung durch die Stiftung Kunstfonds hatten wir diesmal auch etwas mehr Spielraum und konnten das Ganze aufwändiger aufziehen. Herausforderungen gab es auch diesmal einige, z. B. haben wir Teile der Zines vergrößert und als Display auf die Backsteinwände tapeziert. Außerdem haben wir spezielle Kupferobjekte bauen lassen, auf denen die Hefte liegen. Wie wir das auch vorher schon gemacht haben, nehmen wir diesmal deutlich mehr Bezug auf den Raum, die Gegebenheiten und spielen damit. Außerdem haben Bettina und ich gemeinsam ein eigenes Zine gestaltet. Das war spannend, weil wir da noch einmal mit neuen Techniken und Materialien gearbeitet haben.