Das Bonner „Theater Rampös“ inszeniert unter der Regie von Markus Weber auf der Bühne der Brotfabrik Bonn den gleichnamigen Briefroman Les Liaisonns dangereuses (OT) des französischen Schriftstellers Choderlos de Laclos.
Die Beleuchtung im Theatersaal ist gedimmt und ein einzelner Spot richtet die Aufmerksamkeit auf den am Bühnenrand stehenden Flügel – Musik erklingt und eine kräftig-klare Altstimme versetzt uns in die Szenerie einer kleinen adeligen Gesellschaft in Frankreich zur Zeit des ausgehenden
Ancien régime. Das Bühnenbild ist spartanisch gehalten: Zur Linken finden wir ein Ensemble von zwei kleinen Tischen und Hockern, auf denen sich Kaffeegeschirr, Sektgläser und Champagnerflaschen befinden; überdies lassen sich im ganzen Bühnenraum verteilt weitere Flaschen mit ihrem alkoholischen Inhalt finden, die jederzeit griffbereit scheinen, um als Werkzeug der Verführung eingesetzt zu werden.
In der Strukturierung des Bühnenraums überzeugen die unterschiedlichen Höhenniveaus der Bodenplatten, die es den Schauspielern ermöglichen auf der großen Bühne räumlich voneinander getrennte Orte zu inszenieren, verschiedene zeitliche Ebenen zu konstruieren und eine unauffällige Hierarchie zwischen dem Rollenpersonal zu etablieren. Darüber hinaus sind die Ausstattung sowie die Kostüme der Schauspieler modern und in monochromen Farbpaletten gehalten – es herrschen die Farben weiß und schwarz vor, mit kleinen Akzenten von grün, rot und silber.
Die Rahmenhandlung von Gefährliche Liebschaften ist schon oft inszeniert worden, denn dafür bietet der skandalumwitterte Briefroman des französischen Schriftstellers Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos all das, was das ruchlose Herz begehrt: verhängnisvolle Affären, schamlosen Sex und bittersüße Intrigen; und all dies passiert unter dem Deckmantel der eigenen Eitelkeit, Prestigesucht und Rachegelüsten. Choderlos de Laclos erzählt von einem Sittenbild des ausgehenden 18. Jahrhunderts und lässt die starken Charaktertypen, wie sie oftmals in einer
Commedia dell’arte zu finden sind, an dem starren und irrsinnigen Korsett der adeligen Pariser Gesellschaft abarbeiten.
Die Handlung ist geprägt von starken Männerrollen: diese verkörpern im Roman einerseits die inkorporierte Tugendhaftigkeit und andererseits den durchtriebenen Antihelden. Dieser Dualismus wird durch das weibliche Rollenpersonal ebenso widergespiegelt und das Theaterstück greift in seiner Inszenierung diese Grundzüge wieder auf. In
Vicomte de Valmont finden wir den lustgetriebenen Antihelden: charmant, eloquent und gerade so dezent aufdringlich wie anmaßend, dass sein Werben und Verführen nicht etwa als sexuelle Nötigung und versuchte Vergewaltigung gewertet werden. Sobald die Figur des
Valmont die Bühne betritt, beherrscht sie die aktive Handlung mit ihrer charismatisch-zügellosen Präsenz; gleichermaßen vermag sie die sich eigentlich fortschreibende Handlung in dem Moment zum Erstarren zu bringen, in dem sie wieder die Szene verlässt. Dadurch wirken die ihn begleitenden weiblichen Figuren oftmals entrückt und vielmehr wie schmückendes Beiwerk - Staffagefiguren, welche dem horror vacui geschuldet sind.