REFLEXION In Sync / Out of Sync nennt sich das medial umfassende Werk von Claudia Robles-Angel, wobei es sich vornehmlich um eine Licht- und Klanginstallation handelt, die mit dem Raum korrespondiert.
Die Installation wurde bereits an vier Standorten ausgestellt, darunter in der St. Peter Kirche in Köln - in der die Arbeit 2019 Premiere feierte -, in einer Gruppenausstellung vom Community Art Team (Cat) Köln, im Museum Gerdau in Brasilien und zuletzt im Dialograum der St. Helena Kirche in Bonn.
REFLEXION In Sync / Out of Sync – ein Erfahrungsbericht
Der Raum erklang schon auf den Stufen die nach oben führten. Betrat man ihn, schaute man vorerst in die Dunkelheit, während der Hörsinn einen Ton wahrnehmen konnte, der zwischen Harmonie und Dissonanz schwankte. Auf einem Podest inmitten des Raumes standen sich zwei Stühle gegenüber, deren zweifarbige Lichtschläuche den dunklen Raum impulshaft erhellten. Nachdem man der Installation als Betrachter*in beiwohnte, konnte man nach einer kurzen Instruktion selbst daran teilnehmen und so das bereits bestehende Licht- und Klangspiel beeinflussen. Mit einem Pulsoximeter am Finger erklang die Kirche alsbald mit dem Klang des eigenen Herzschlages: Die Klangharmonie kann in dieser Installation jedoch nur durch zwei Herzschläge Gleichgewicht finden. Nachdem sich ein Gegenüber gefunden hatte, stellte man sich aufeinander ein, um in eine angenehme Klangsektion zu gelangen.
Das Besondere ist die Aufmerksamkeit die man der anderen Person schenkt, ob sie einem bereits bekannt oder fremd sein mag.
Technischer Hintergrund
Das Programm und die Algorithmen für die Installation wurden von der Künstlerin selbst mithilfe der Software MAX geschrieben. Der elektronische Teil konnte mithilfe des Kölner Lehrbeauftragten Andreas Gernemann-Paulsen erstellt werden, mit dem Robles-Angel zusammenarbeite. Die Installation verwendet elektrolumineszierende Drähte, die auf physiologische Effekte des Menschen reagieren, diese an die Software weiterleiten und mit Klangfrequenzen übersetzen.
Nicht zum ersten Mal verwendet Robles-Angel die physiologischen Eigenschaften des Körpers, die sie technisch übersetzt und durch eine neurologische Aufmerksamkeit zu dirigieren weiß. Was die Künstlerin hier schuf, könnte als umfassendes Sinnesspiel bezeichnet werden, das nur paarweise funktionsfähig ist.
Verbundenheit in der Performance
Zu den Eröffnungen wurde jeweils ein performativer Tanz von Marcela Ruiz Quintero aufgeführt, bei der sie eine Verbundenheit mit der Geräuschkulisse zeigte, welche sich langsam zu einer ganzen Klangentfaltung entwickelte. Dabei wurden vor Ort Instrumente ausgeschöpft, auf die die Tänzerin mit langsamen und rhythmischen Bewegungen reagierte. Im Zusammenspiel mit den Pulssensoren und den daraus resultierenden Klängen, wird ein neuer Raum geschaffen. Robles-Angel äußert sich: „Marcela Ruiz Quintero lädt die Besucher*innen während der Performance ein und ermutigt sie, den Raum, akustisch sowie visuell mit ihren Herzschlägen zu gestalten.“ Dies sei ein wichtiger Teil des Projektes, denn die Zuschauer*innen seien ein signifikanter Bestandteil der Installation. Sie agieren mit der Tänzerin, lassen sich auf sie als ihr Gegenüber ein, und werden zudem von den Sinnesspielen der Umgebung beeinflusst. Die Klang- und Lichtumgebung erfährt somit stets Veränderung, auf die der Perkussionist antwortet. „Die Schlaginstrumente unterstützen mit den originellen und akustischen Klängen die Erfahrung der Besucher*innen in dem Raum“.
Die Performance ist auf der Website der Künstlerin zugänglich (www.claudearobles.de).
Empathie und Aufmerksamkeit
Claudia Robles-Angel möchte mit ihrer Installation vor allem einen Ort des Miteinanders schaffen: „Die Installation lädt die Menschen dazu ein, Empathie füreinander zu empfinden.“ Man solle sich während der Teilnahme aufeinander einstellen, sodass eine möglichst nahe Pulssequenz erreicht werden kann, selbst bei zwei fremden Menschen. Die Dauer, die man dem Gegenüber entgegenbringe, ist selbst zu entscheiden. Das Öffnen für die Befindlichkeiten der eigenen oder einer anderen Person, die sich physiologisch übersetzen lassen, sind besonders interessant für die Künstlerin und spiegeln sich auch in anderen Arbeiten wider. Beispielhaft zu nennen sind in die Installationen und Performances zu Mindscape oder SKIN.
Claudia Robles-Angel ist in Bogotá-Colombia geboren und international mit ihren Arbeiten vertreten. Neben diversen Installationen, publizierte sie Beiträge in Sammelbänden und Monographien, die sich vor allem auf audiovisuelle Kompositionen und multimediale Performances beziehen. Die interdisziplinäre Künstlerin ist zudem Teil des Atelierhauses des Bonner Kunstvereins, worüber LeFlash 2019 im Rahmen der Ateliergespräche berichtete (https://leflash.de/wahrnehmung-ein-gespraech-mit-claudia-robles-angel/).
Die Installation REFLEXION In Sync / Out of Sync wird Anfang 2022 in Düsseldorf ausgestellt sein. Die Vernissage findet am 26. Januar mit Performance statt.