LeFlash: Wir haben da noch eine Frage: Welche Rolle spielen Zahlen in Ihrem Werk, woher kommen diese Zahlen? Wie verhält es sich beispielsweise mit der Zahl 7?
Mary Bauermeister: Zur Zahl 7: Ich habe mich natürlich dann, nachdem ich mich mit der Fibonacci-Reihe und Pythagoras beschäftigt habe; wenn du dich mit Pythagoras beschäftigst, kommst du automatisch zu den platonischen Körpern, Geheimnis pur! Drüben hängt ein platonischer Körper unter der Decke. Oben sind sie in blau auf der Fensterbank. Und ich habe mich also mit Proportionen, also Zahlen – das sind eigentlich auch Proportionen – dann mit Raumproportionen, das sind die platonischen Körper und dann auch mit anderen Zahlenreihen beschäftigt. Also nicht nur mit der Fibonacci-Reihe, sondern mich haben vor allen Dingen die Primzahlen interessiert. Also das sind die Zahlen, die durch nichts geteilt werden können, nur durch sich selber teilbar und durch eins, und da ist die 1 – 3 – 5 – 7. 7 ist die vierte Primzahl und die 7 ist in der Zahlenmythologie eine ganz heilige Zahl. 7 Wochentage, 7 ist die Zahl der Göttin, der Mutter, also im Christentum Mutter Maria, aber es gibt noch ganz andere Kulturen, wo die 7 ganz wichtig ist. Das ist eine mystische Zahl. Und ein Siebeneck zu konstruieren, das ist sehr spannend, man muss also 360 Grad durch 7 teilen, du kannst 350 durch 7 teilen, oder 357, bei 360 Grad da bleiben 3 Grad übrig. Du bist also immer mit einem unendlichen Bruch. Und um ein Siebeneck, einen Siebenstern zu machen, das ist ganz schön schwer. Und das sind natürlich auch so Dinge, die mich interessiert haben; und die 7 ist räumlich nicht darstellbar. Du kannst keine Fläche in Siebenecke aufteilen. Also Viereck ist einfach. Du kannst ein Blattpapier in vier Ecken falten. Du kannst es in Dreiecke falten. Bienen können Sechsecke aneinanderbauen. Es ist immer flächendeckend. Mit einem Tetraeder kannst du Raum verpacken. Deswegen sind ja die Milchtüten als Tetraeder, weil das ist raumfüllend, da ist kein Zwischenraum und du kannst Kuben zwischenraummäßig ohne Zwischenräume machen. In den Zwischenräumen passiert was anderes als in den Räumen. Und ich vermute, dass wir auch über die Zwischenräume, die nicht füllbar sind, in andere Dimensionen kommen. Dass wir gar nicht von Lichtgeschwindigkeit abhängig sind, sondern dass es sozusagen Pforten gibt zwischen den Molekülen oder zwischen der Materie, die nicht materiebedingt ist, die von Raum und Zeit unabhängig ist. Dass wir also ohne irgendeinen Zeitverlust in die entferntesten Galaxien uns beamen können. Meine Theorie – ja das ist jetzt eine Theorie, an der ich im Moment arbeite, das heißt, das sind alles Sachen, die mich auch inspirieren in meinen Arbeiten. Und das schreibe ich dann auch rein, solche Spekulationen. Wenn man behauptet, es gäbe tote Dinge – es gibt nichts Totes, es gibt nur mehr oder weniger lebendig, oder schneller oder langsamer schwingend. Es gibt... – wenn ein Körper, ein Mensch, stirbt, dann ist sein Körper tot, aber, was da sich dann verkrümelt und wieder sich auflöst, das sind chemische Elemente, das ist Erde. Das ist nicht tot. Also das habe ich auch als Kind nicht verstanden, es gibt nichts Totes. Ich habe als Kind, um alles was ich gesehen habe, Farben gesehen und die bewegten sich. Steine bewegten sich sehr langsam und Tiere sehr schnell. Menschen sehr schnell. Feuer – ganz schnell. Und wenn mir einer sagte, die Steine seien tot, NEIN, die sind nicht tot! Die schwingen nur langsamer.