C. S.: Du arbeitest allerdings derzeit nicht mit klassischen Techniken der Malerei. Abgesehen von Deinen neuesten Zeichnungen handelt es sich bei Deinen Werkreihen um Holzdrucke. Und Du hast auch sogenannte Schreibmaschinen-Zeichnungen angefertigt.
A. B.: Das stimmt. Ich habe während des Studiums ausschließlich gemalt, Öl auf Leinwand – da habe ich mich viel ausprobiert. Das Werk, das ich „gelten lasse“, startet eher danach: an dem Punkt, von dem an ich mit mehr Stringenz einen roten Faden verfolge. Ich versuche eine Umsetzung zu finden, die das Dargestellte sinnvoll aufgreift und bei der sich die Technik dem Dargestellten fügt. Ich sehe mich als Maler, auch wenn meine Arbeit sich nicht direkt in Malerei manifestiert – ich würde es eher als Malerei auf Umwegen bezeichnen. Mich interessiert dabei, die Perfektion des digital Dargestellten auszuhebeln und zu vermenschlichen, indem ich es händisch umsetze – ‚perfect imperfection‘ ist da für mich eine treffende Bezeichnung.
C. S.: Deine Holzdrucke erscheinen auf den ersten Blick wie grobpixelige Computerbilder. Wie kommt dieser Eindruck zustande, wie baust Du Deine Drucke auf?
A. B.: In Anlehnung an die Farbpalette der Spielekonsole des Game Boy Color mische ich meine Öldruckfarben. Ich trage diese 32 Farben auf 1200 einzeln ausgesägte Klötzchen auf und fange dann an, Zeile für Zeile ein Mosaik zu legen. Jedes dieser handgesägten Holzklötzchen repräsentiert einen Pixel im Bild. Ich mache dann händisch das, was der Computer im Bildaufbau macht, wenn er das Bild anzeigt. Das klare Ordnungssystem des Rasters wird durch eine manuelle Umsetzung aufgebrochen und mit einer malerischen Oberfläche versehen. Ich drucke alle 32 Farben simultan, anstatt, wie normalerweise beim Holzdruck, jede Farbe nacheinander. Der Holzdruck erzielt eine sehr malerische Struktur mit dickem krustigen Farbauftrag.
C. S.: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bilder mit einer Schreibmaschine herzustellen?
A. B.: Das war eigentlich ein Zufall. Ich hatte sie gekauft, weil ich eigentlich Visitenkarten damit schreiben wollte. Über eine Spielerei habe ich dann gemerkt: Die Schreibmaschine bewegt sich ebenfalls in einem ganz klaren Raster. Zu der Zeit habe ich an den ersten Pixel- Holzdrucken gearbeitet und gemerkt, dass das denselben Denkansatz verfolgt.
C. S.: Die Ikonographie Deiner Bilder könnte wohl mancher „non-digital-native“ nicht entschlüsseln. Wie würdest Du beschreiben, was zu sehen ist?
A. B.: Die Holzdrucke aus der Reihe „Interface“ (2016) zum Beispiel waren Schlüsselbilder für mich, sie haben alles, was danach kam, sehr beeinflusst. Ich habe mich dabei gefragt: Wie kann ich Malerei am Computer machen? Welche Möglichkeiten bietet mir ein Graphikprogramm, um Malerei zu simulieren? Ich habe ein Airbrush-Tool zum Sprühen, ein Zeichentool, mit dem ich verpixelte Linien machen kann usw. In der Werkreihe nutze ich all das, um den Bildraum durchzustrukturieren und damit Bildkompositionen aufzubauen. Da sind Farbpaletten, Pixelfragmente, Fenster und simulierte, malerische Gesten. Im Endeffekt sind es Meta-Bilder, weil es Bilder über das Bilder-Machen sind. Hier siehst Du ja nicht nur das Bild, sondern auch den Raum, in dem es entsteht und die jeweiligen Tools – die Benutzeroberfläche, die das Grafikprogramm bietet, wird auch abgebildet.