P.W.: Nochmal zurück zu deinem „work in progress“: Was erwartet die Besucher der Offenen Ateliers, wenn es erst im September diesen Jahres für einen Tag in Köln realisiert wird?
P.H.: Mir geht es darum, Arbeitsschritte und Konzeptideen, primär in Form von Skizzen, zu präsentieren. Da ich bei den Offenen Ateliers schon im Werkprozess fortgeschritten sein werde, ist es wahrscheinlich, dass ich auch technische Demonstrationen zeigen kann. Eine Auswahl meiner selbstgebauten Instrumente werde ich auch zeigen. Es geht jedoch nicht um ein vollendetes Werk, sondern vielmehr darum, sich vorzustellen, wie das endgültige Werk aussehen soll und wie ich im Allgemeinen überhaupt arbeite.
P.W.: Dies macht ja auch den besonderen Reiz der Ateliersbesuche aus. Wie man ganz gut sehen kann, steht bei dir die Raumerfahrung durch akustische Wahrnehmung im Vordergrund. In Bezug darauf wäre es interessant zu erfahren, ob deiner Meinung nach eine akustische Wahrnehmung des Raumes mehr Wert hat als eine rein visuelle Erfahrbarkeit des Raumes? Kann man diese zwei Wege der Wahrnehmung überhaupt miteinander vergleichen?
P.H.: Mir ist es wichtig hervorzuheben, dass es nicht nur um die Klänge geht, sondern um die Gesamtheit einer Erfahrung, die man im Raum macht. Damit gemeint ist, dass die Klänge in meinen Arbeiten durch Rauminstallationen erzeugt werden, wodurch man sowohl eine akustische als auch eine visuelle Erfahrbarkeit des Raumes hat. Erst in ihrem Gesamtzusammenhang ist sie komplett. Anders gesagt: Man ist ja nicht nur mit den Ohren an einem Ort, sondern physisch, also mit eigentlich allen Sinnen. Genau dieses Vorort-Sein, das ich in meinen Arbeiten thematisiere, kann nur dann vermittelt werden, wenn ich mehr als nur den Hörsinn anspreche. Als Klangkünstler interessiere ich mich zwar primär für den Klang. Jedoch bietet für mich das durch die Installationen visuell erfahrbare Vorhandensein der Töne im Raum die Möglichkeit, noch tiefer in dessen Atmosphäre einzutauchen. Die technische Erzeugung der Klänge, sei es durch kleinere Motoren oder Magnete, ist für mich jedoch nicht ausschlaggebend, wenn es um die Frage geht, ob ein Werk gelungen ist.
P.W.: Zuletzt noch perspektivisch gesehen: 2017 hast Du das Ateliersstipendium des Bonner Kunstvereins erhalten – wie sehen deine Pläne für Deine Zeit danach aus bzw. welche Projekte planst du gerade?
P.H.: Aktuell toure ich mit dem Kollektiv SPEMAKH, zu deren neuer Platte ich bei den Offenen Ateliers ebenfalls eine Vorschau zeigen werde. Bei SPEMAKH handelt es sich um eine Gruppe von sechs Freunden inklusive mir. Gegründet haben wir uns in Saarbrücken, weil wir dort für einen kurzen Moment alle gleichzeitig gewohnt haben. Zu den Mitgliedern der Gruppe zählen unter anderem studierte Musiker, ein Logopäde, aber auch andere Klangkünstler. Seit circa zwei oder drei Jahren geben wir alle paar Monate Konzerte und versuchen, einmal jährlich eine Tour zu organisieren. Besonders an unseren Auftritten ist, dass es sich um eine rein freie Improvisation handelt und nicht um feste Stücke und Absprachen, die wir präsentieren. Im Vordergrund steht vielmehr eine Art Aktion und Reaktion – eine Unterhaltung mit Klängen.
P.W.: Der Klang scheint also nicht nur Vermittler zur Raumerfahrung, sondern auch Verbindungsglied zwischen Deiner Kunst und Deinem Privatleben. Danke Philipp, dass Du Dir Zeit genommen hast. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg für September 2019 und für die kommenden Konzerte von SPEMAKH!