Le Flash: Seit wann besteht die Theatergruppe
Schauspiel Uni Bonn und wie setzt sich das Ensemble zusammen?
C. Nolde & L.S. Weyers: Die Gruppe
Schauspiel Uni Bonn wurde 2008 gegründet und besteht seit Beginn an aus Studenten und Absolventen aller Fakultäten, zum Teil auch aus professionellen Schauspielern. Am Anfang waren wir noch eine sehr kleine Gruppe, mittlerweile sind wir im Schnitt ein Ensemble von 12 bis 13 Personen. In der Regel proben wir einmal in der Woche, aber kurz vor den Aufführungen kann es auch vorkommen, dass wir jeden Tag proben, sodass wir sehr intensiv miteinander arbeiten.
Geleitet wird die Gruppe von Marcus Brien, der selbst Schauspieler und langjähriger Schauspiel-Dozent ist. Er spornt uns immer wieder an, unser Bestes zu geben und hat einen sehr guten Blick für das Psychologische. Er besitzt das Talent, komödiantische Elemente mit durchaus ernsten Themen in Einklang zu bringen, weshalb wir sehr dankbar sind, mit ihm arbeiten zu können.
Le Flash: Euer aktuelles Stück
Von der Unschuld des Atmens und die darin verhandelte Frage nach der Wechselwirkung zwischen Arbeit und Mensch scheint ein solches Thema ernsterer Art zu sein. Ohne zu viel vorweg zu nehmen: Worum geht es in dem Stück?
C. Nolde: Das Stück ist das zweite einer Trilogie über Arbeit, deren erster Teil
Der Lohn der Fleißigen, den wir letztes Jahr gespielt haben, sich um die Frage drehte: Wie viel bin ich als Mensch in einem schlecht bezahlten Job eigentlich wert? Dabei ging es auch um Arbeitsbedingungen wie Niedriglöhne, Überwachung und darum, ob der Einzelne bei all diesen Entwicklungen noch dazu in der Lage ist, seine Würde zu wahren.
In dem aktuellen Stück geht es nun um die Frage, was Arbeit überhaupt ist: Beginnt Arbeit vielleicht schon dort, wo jemand kreativ ist, Ideen produziert oder einfach Gutes tut, ohne dabei Geld zu verdienen? Leistet jemand, der von Neun bis Fünf im Büro sitzt, mehr Arbeit als derjenige, der nicht bezahlt wird, aber dennoch einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leistet? Und was ist mit jenen, die keinen Beitrag leisten können?
In dem Stück werden diese Fragen anhand verschiedener Figuren verhandelt. Es gibt einen Schriftsteller als Kernfigur, der aber lange kein Buch mehr veröffentlicht hat. Trotzdem arbeitet er, verfolgt seine Projekte und möchte etwas beitragen, braucht aber noch Zeit und beansprucht diese auch für sich. Gleichzeitig bringt ihn das in einen starken Konflikt, weil er lange Zeit nichts verdiente und vom Amt unterstützt wurde. All das löst bei ihm starke psychosomatische Beschwerden aus - er entwickelt eine Angststörung. Das ist, denke ich, keine Individualgeschichte in unserer Leistungsgesellschaft. Der Zusammenhang zwischen Leistungsdruck und körperlicher Belastung ist nicht erst seit der Burnout-Forschung in aller Munde.