Gerade in Zeiten eines brutalen Angriffskrieges einer Atom-Macht gegen einen militärisch weit unterlegenen Nachbarn in der Mitte Europas ist es wichtig über die Macht der Bilder zu sprechen und wie sie den Verlauf des Krieges beeinflussen könn(t)en.
Das Internet ist voller Bilder, das TV, die Zeitungen. Ein Grund für den Siegeszug der sozialen Medien ist die Omnipräsenz von Bildern, mit #-Tags.
Bilder nötigen Menschen zu Reaktionen, sie sprechen Gefühle an. Bilder können positive und negative Emotionen auslösen.
Bilder werden benutzt, für die eigene Sache; von Institutionen und Einzelpersonen. Seit Jahrhunderten. Von Zeiten der Reformation, der Aufklärung bis hin zu den Kernereignissen des 20. und 21. Jahrhunderts.
Das Bild ist ein Medium das mit seiner Zeit geht. Vom Holzschnitt bis zum Reel auf Instagram.
Wer die Macht über die Deutung des Bildes hat besitzt Macht und Einfluss. Hier unterscheiden sich Soziales und Politisches kaum voneinander. An manchen Stellen verschmelzen sie gar ineinander.
Über die Wirkung und das How-To von Bildern in Konfliktsituationen sprachen im Rahmen der phil.cologne 2022 die beiden Kunsthistoriker Charlotte Klonk (Professorin für Kunst- und Neue Medien an der Humbolt-Universität zu Berlin und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina) und Wolfgang Ullrich („Die Kunst nach dem Ende der Autonomie“. Die Moderation übernahm Barbara Bleisch (u.a. „Cafe Philo“ und SRF 1)
Es entwickelte sich ein munteres Gespräch über den strategischen Einsatz von Bildern in Kriegszeiten. Den Zuhörenden wurde die Mannigfaltigkeit und das Potenzial des Bildes bei jedem Gesprächspunkt verdeutlicht. Das Bild steht in Fall der russischen Invasion der Ukraine für das „LIVE-Erlebnis“ von Zerstörung und Tod aber auch von Menschlichkeit und Zusammenhalt; je nachdem aus welcher Perspektive man sie betrachtet. Bilder werden produziert und in ein Narrativ eingesponnen. In Zusammenspiel mit Sprache kann sich ihr Endprodukt eklatant voneinander unterscheiden. Ein Vergleich der „Bild-Strategien“ der demokratischen Ukraine und des autoritär-regierten Russlands dienen als Musterbeispiele für die Möglichkeiten einer konträren Nutzung eines gleichen Bildes. Hier wurde besonders auf das Beispiel der Bildaufnahmen der Geburtsklinik von Mariupol hingewiesen.
Bilder und laufende Bilder können und werden den Verlauf dieses Krieges beeinflussen, sie können Entscheidungsträger unter Druck setzen (Bsp. Butcha), sie unterbewusst emotionalisieren.
Genau dies ist der Sinn und Zweck von Bildern. Seit eigentlich immer.