Seit 1985 wird das Peter Mertes Stipendium jährlich an zwei junge Künstler im Rheinland vergeben, die infolgedessen für zwölf Monate finanziell unterstützt werden. Eine vierköpfige Jury wählt die jeweiligen Stipendiaten aus. 2016 erhielten das Stipendium Israel Aten (*1986 in Detroit, USA) und Katharina Monka (*1986 in Wunstorf, Deutschland). Die beiden aktuellen Ausstellungen im Bonner Kunstverein bilden vom 7. Juli bis zum 3. September 2017 den Abschluss des Peter Mertes Stipendiums 2016.
Performance, Transformation, Licht, Schauspiel, Sound, Fotografie, Malerei – die Medienvielfalt der am Abend des 6. Juli eröffneten Doppelausstellung im Bonner Kunstverein ist groß. Und doch kann bei weitem nicht von Überladung gesprochen werden: In der in drei Abschnitte unterteilten Räumlichkeit hat jedes Objekt der Künstler seinen eigenen lokalen wie inhaltlichen Stellenwert, nirgends verschmelzen die Werke, sondern wirken eher wie sparsam verstreut.
Die Dynamik des Körpers, Sexualität und Architektur seien Leitmotive beider Ausstellungen, konstatierte Michelle Cotton, Direktorin des Bonner Kunstvereins, in ihrer Eröffnungsrede. Israel Aten setzt seine Arbeiten in einer Umgebung in Szene, die durch eine vom Künstler selbst gestaltete Symbiose aus Tages- und Kunstlicht den Machtkampf von Dunkelheit und Licht spiegelt. Der von Aten bespielte Ausstellungsbereich wirkt auf gewisse Art warm und grundständig, was in erster Linie von seiner an einer Wand lehnenden Werkserie herrührt: Mehrere bemalte Träger, bei denen es sich bei näherem Betrachten um mit Erdfarben und Blattkupfer versehene Judomatten handelt, reflektieren das Lichtspiel auf stimmungsvolle Weise. Verstärkt wird der Eindruck von Wärme und Ursprünglichkeit, kennt man den Entstehungshintergrund der Arbeiten: Aten hat bei Ringkämpfen in seinem Atelier entstandene Kampfspuren auf den Matten in die Malerei integriert, sie ausgebaut und partiell wieder abgetragen, sodass die menschliche Körperlichkeit untrennbarer Bestandteil der Serie bleibt.
Israel Aten at Bonner Kunstverein; Foto: Mareike Tocha, 2017
Katharina Monka at Bonner Kunstverein; Foto: Mareike Tocha, 2017
In anderen ausgestellten Werken kommt Atens Reflexion über seine Heimatstadt Detroit und deren Rolle für Kultur und Industrie zum Ausdruck, etwa in Form von auf großformatige Leinwände gemalten Robotern. Katharina Monka greift in den von ihr gestalteten Ausstellungsbereichen in die ursprüngliche Architektur des Bonner Kunstvereins ein, indem sie neue Wände zieht und Quader positioniert. Ausgehend von der Fotografie eines männlichen Aktes, der die Pose von Wilhelm Lehmbrucks Skulptur Große Sinnende (1913) rezitiert, wird ein thematisches Netz rund um Geschlechterrollen, Form und die Relationen von Subjekt und Objekt aufgebaut. Monka legt ihrer Arbeit die Konditionen ihres eigenen künstlerischen Schaffens auf der einen und die Prinzipien von Institutionen auf der anderen Seite zugrunde.
Die beiden Ausstellungen präsentieren in der Komposition nebeneinander ein interessantes Kontrastprogramm: Sterilität und Kühle stehen Wärme gegenüber, Abgeklärtheit trifft auf scheinbare Zusammenwürfelung der Medien, Verwinkelung auf Großräumigkeit. Der menschliche Körper fungiert als Bindeglied, immer wieder tritt er – offensichtlich oder hintergründig – in Erscheinung. Aten und Monka mögen jeweils unterschiedliche Ansätze verfolgen und zu verschiedenen Resultaten kommen, doch lässt sich nach dem Besuch ihrer Ausstellungen ein einheitliches Fazit ziehen: Der Mensch befindet sich in einem ständigen Schaffensprozess, er prägt seine eigene Rolle in einem bestehenden Umfeld, kann dieses aber auch nach seinen Bedürfnissen verändern.
Begleitend zu den Ausstellungen erscheint ein von den Künstlern gestalteter Katalog in englischer und deutscher Sprache.
Die Ausstellung kann noch bis zum 3. September besucht werden. Die Eintrittspreise entnehmen Sie bitte der Homepage des Kunstvereins.