Ähnlich transitorische Charaktereigenschaften wie Klangwellen weist das Element Wasser auf. Der Gang über das Wasser lässt eine Fülle an Bezügen zu Religion, Spiritualität und Ritus zu, doch werden diese mit der Installation
On Water von Ayse Erkmen von der Öffentlichkeit nur mehr oder minder assoziiert. Umlagert von zahlreichen Cafés und Restaurants, lässt sich die ausgelassene Freizeitstimmung im Münsteraner Hafen nur erschwert mit Erkmens bisherigen Installationen zusammenbringen. Als Beispiel sind die Arbeiten
pond to pool to pond (2016) in Nara (Japan) oder der Beitrag auf der Biennale 2011
Plan B „Plan B / Frankfurt am Main“ zu nennen, in denen sie Wasser häufig in einen wirtschaftlich-globalen Kontext setzte, um eine unmittelbare Konfrontation mit dem Ort einzugehen. Hier sind allerdings keine Störmomente erkennbar, ganz im Gegensatz zu ihrer provozierenden Kunstaktion aus dem Jahr 1997, bei der sie Sandsteinskulpturen des LWL-Museums mit einem Hubschrauber über den Domplatz fliegen ließ.
Seit nun vierzig Jahren ist die Zahl der öffentlichen und privaten Investoren, die an dem Projekt beteiligt sind, gestiegen. Die florierende Tourismusbranche konnte mit dem auserkorenen „Sommerevent 2017“ den Radius der anreisenden BesucherInnen zunehmend erweitern. Beachtlich ist schließlich auch, dass einer
Umfrage der „Westfälischen Nachrichten“ vom 17.09. zufolge das genüßliche „Gefallen“ einzelner Werke wohl zum aussagekräftigsten Bewertungskriterium der Münsteraner geworden ist. Die erwachsene Skulpturenhochburg Münster lässt im allgemeinen Erscheinungsbild bereits eine starke Beziehung zur Kunst im öffentlichem Raum erkennbar werden, so dass selbst die BesucherInnen der jüngsten Generation ein ausgeprägtes und sensibles Bewusstsein für diese Stadt mitbringen. Es scheint, als ob die Skulpturen Projekte heute gar keine Brücken mehr um die Sensibilität für Skulpturen im öffentlichen Raum schlagen können. Auch das durchweg positive Pressebild zeigt, im Gegensatz zur documenta14, eher ein erlesenes Interesse an den Beiträgen etablierter KünstlerInnen und nicht etwa an der Sensibilisierung für Kunst an sich. Bleibt letztlich die Frage: Sind die Skulptur Projekte nun nach vierzig Jahren in Münster ihrer Motivation gerecht geworden und an ihr „Ziel“ angelangt oder anders gefragt, wäre es klüger sie unter einen neuen Stern zu stellen?
Hier geht's zum Artikel „Skulptur Projekte Münster 2017_Teil 1“.