Der terrassierte Bahnhofsvorplatz verbindet Stadt und Bahn, Verweilen und Durchgang, und ist durch die Passage unter dem Bahnhof zugleich Übergang zur Weststadt und U-Bahn. Die Passage ist zum Tageslicht geöffnet; durch Lichtsäulen fällt tagsüber Licht in den Untergrund und nachts beleuchten diese den Platz. Dieser ist in zwei Bereiche gegliedert: den Durchgang zwischen Poststraße und Passage und den ruhigeren, vertieften Bereich in dem sich durch die verschiedenen Ebenen eine theaterähnliche Situation bildet. Die so entstehende Bühne schmücken ein Brunnen und zwei Platanen. Die breiten Stufen können als Sitzmöglichkeiten benutzt werden, durch integrierte Blumenbeete erhält die Struktur zusätzlich einen Parkcharakter.
Während der Realisierung des Projekts änderte sich die Wertschätzung der Bauten des 19. Jahrhunderts, stark beeinflusst durch das europäische Denkmalschutzjahr 1975. So entstand der Wunsch nach Erhaltung dieser Bauten, wie man sie heute noch an der Stadtseite des Platzes sehen kann. Von diesem Wertewandel blieben auch die Projekte für den Bahnhofsvorplatz nicht unberührt: Die Cassiusbastei konnte durch den Erhalt der Bauten nicht vollends ausgebaut werden und die Pläne für die Nordüberbauung wurden nicht weiter verfolgt.
Kritik gab es zu dieser Zeit aber auch aus den Reihen der Professorenschaft des Kunsthistorischen Institutes der Universität Bonn, die 1977 „einen Verzicht auf Experimente“ von Spengelin und der Stadt forderten. Zudem kritisierte Prof. Dr. Heinrich Lützeler im Generalanzeiger vom 14./15. Mai 1977, dass Spengelin das menschliche Maß vernachlässige, der Bahnhofvorplatz städtebaulich keinen Bezug auf das historische Bonn nehme und sich doch am Barock orientieren solle. Spengelin widersprach ihm in allen Punkten, seine Planungen seien sehr wohl auf eine Eingliederung und Bezugnahme ausgerichtet.
Von der Bonner Bevölkerung wurde der Platz 1979 positiv angenommen und gelobt. Dennoch begann parallel dazu ein neues Gutachterverfahren um den Bahnhofsvorplatz.
Es blieb nur bei Plänen, bis 2017 nun die TenBrinkeGroup die neue Süd- und die developer Projektentwicklung GmbH die Nordüberbauung realisieren werden. Der großzügige Platz verschwindet, die neuen Bauten rücken so nah aneinander, dass nur noch ein enger Durchgang zum Bahnhof bleibt, der zudem noch die Verbindung zwischen unterirdischer Passage und Straße aufnehmen soll. Architektonisch muss man sich fragen, ob wir bei den Neubauten die differenzierte Fassaden- und Raumgliederung der Südüberbauung und des Platzes vermissen werden und ob diese den Raum vor dem Bahnhof und den Bahnhof selbst nicht verbauen, durch eine Architektur die dem Begriff des „Klotzes“ vielleicht näher kommt als die Bauten der 1970er Jahre. Dies bleibt für jeden abzuwarten und bei Fertigstellung selbst zu beurteilen.