Eine handelsübliche Galerie, die Kunst zeigt, verkauft und vermarktet, ist der
tiefkeller gewiss nicht und obgleich in den bisherigen Präsentationen auf wissenschaftliche Lehrsammlungen zurückgriffen wurde, sind wissenschaftliche Ansprüche hier nicht der Maßstab. Im
tiefkeller werden, von zwei Künstlerinnen organisiert, Kunstwerke ausgestellt und es finden Vernissagen statt. Ein klassischer Off- oder Artist-Run-Space ist es jedoch nicht, denn man kann sich für den
tiefkeller nicht um eine Ausstellung bewerben oder hier „frei“ seine Arbeiten zeigen. Stattdessen bitten Marx und Graf Künstlerkollegen in gewisser Weise, ihre Werke für die Dauer der Präsentation zu de-personalisieren und ihnen zur freien Verfügung zu stellen, um diese in eine „temporäre Installation“ zu überführen. Unvermeidbar verschiebt sich damit die Deutungshoheit über die einzelnen, präsentierten Artefakte, Archivalien und Objekte. Durch das Display im Kontext des
tiefkellers werden somit ursprünglich autonome Kunstwerke kurzzeitig auf ihren bloßen Gegenstand reduziert, um sodann als Teil einer umfangreichen Installation in ein eigenes umfassendes künstlerisches Konzept des Duos Graf und Marx situativ neu eingegliedert und inhaltlich neu aufgeladen zu werden. Diese Transformationsprozesse werfen zwangsläufig konkrete Fragen nach dem zugrunde liegenden Künstler- wie Werkbegriff auf und können Diskussionen über den „Mehrwert Ausstellung“ anregen.
Vielleicht lässt sich der nicht mal einjährige
tiefkeller bis dato als ein episodisches Kunst-Projekt der Experimente, Versuchungen und Grenzüberschreitungen umschreiben, das in kein festes Raster passt. Er liegt in einer Grauzone, in der sich Graf und Marx sichtlich wohl fühlen.