Anna Oppermann – visualisiertes Nachdenken

Anna Oppermann - Hannah Jacoby

Anna Oppermann – visualisiertes Nachdenken von Hannah Jacoby

Die Transparenz des künstlerischen Prozesses und des empirischen Aufbaus der Arbeiten, stehen bei Anna Oppermanns Kunstwerken wohl mit an erster Stelle. Die 1940 geborene Künstlerin wird der Konzeptkunst zugeordnet und legt mit ihren sogenannten ‚Ensembles‘ den Schaffensprozess und die vielen verschiedenen Stadien die ein Kunstwerk durchläuft, offen. Diese vielteiligen Raumcollagen wachsen teils fast über einen ganzen Raum und setzen sich beispielsweise aus Komponenten wie Zeichnungen, Notizen oder Fotografien zusammen.

Zettelchen, die mit Schrift oder auch mit Zeichen versehen sind, ziehen sich durch ihre Werke und zeugen von einer akribisch durchgeführten Methodik, wenn es um den Aufbau der Kunstwerke geht. Oppermanns Kunst zeigt kein einfaches Ergebnis auf einer Leinwand, sondern auch den Arbeitsaufwand der dahintersteckt. Fehler oder Ausbesserungen werden nicht versteckt, sondern als Teil des Prozesses und somit der Arbeit verstanden. Ihre Arbeiten stehen nicht als Endprodukt da, sondern ernennen den Prozess selbst zur Kunst.

Abbildung 1 : Anna Oppermann. Eine Retroperspektive, Ausstellungsansicht, 2023, Foto: Simon Vogel © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Die Titel der Werke verraten, mit was die Künstlerin sich mittels dem zu sehenden Kunstwerk auseinandergesetzt hat. Wie bei einer wissenschaftlichen Arbeit spielt der Titel hierbei keine unwichtige Rolle denn er leitet das Thema ein, von wo aus das Werk zu wachsen beginnt. Die Thematiken fallen dabei sehr unterschiedlich aus und decken ein Spannfeld von Wahrnehmungsfragen bis zu Ökonomie ab. Ihr System ist also auf ein breites Spektrum an Themen anwendbar. Die Arbeiten stellen jedoch keineswegs ein Selbstgespräch da, sondern laden auch dazu ein, mitzudenken, beizustimmen oder auch zu widersprechen.

Abbildung 2: Anna Oppermann. Eine Retroperspektive, Ausstellungsansicht, 2023, Foto: Simon Vogel © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Mit ihren empirisch aufgebauten Kunstwerken suggeriert Oppermann lediglich bestimmte Denkschlüsse ohne den/die Betrachtende(n) einschränken zu wollen. Einigen Werken hat sie Themenpläne hinzugelegt um ihre Gedankengänge nachvollziehbarer zu visualisieren. Bei ihrem Ensemble ‚Frauen wie Ängel‘ wird sogar mit zwei auf den Boden gemalten Fußabdrücken einen Betrachtungspunkt vorgeschlagen.

Abbildung 3:  Anna Oppermann im Elfenbeinturm (in Raumprobleme), Musée dArt Moderne de la Ville de Paris, 1981 © Courtesy Nachlass Anna Oppermann und Galerie Barbara Thumm

Wer Lust hat mit den Kunstwerken Anna Oppermanns in einen Dialog zu treten und sich mit ihren und den eigenen Meinungen und Ideen auseinanderzusetzen, kann die Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn noch bis zum 1. April besuchen. Lohnenswert ist es besonders für die Besucher:innen, die sich für die Prozesse begeistern können, die im Hintergrund des Ausstellungsaufbaus ablaufen. Da das Offenlegen des Arbeitsprozesses ein Kernbestandteil Oppermanns Werk ist, hat sich die Bundekunsthalle dazu entschieden passend hierzu den Aufbauprozess der Ausstellung an sich offenzulegen. Beim Museumsbesuch lohnt es sich auf die kleine schwarzen Wandschilder zu achten! Sie plaudern aus des kuratorischen Nähkästchen und verraten so einiges über den Aufbauprozess und die verschiedenen Entscheidungen die damit in Verbindung stehen.