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Internationale Erfolge: Zu Hodlers Unmut war er in der Schweiz zunächst wenig erfolgreich, dafür erhielt er große Anerkennung im Ausland, vor allem in Deutschland. Großformatige Gemälde mit allegorischen Themen – in der Bundeskunsthalle werden Die Lebensmüden gezeigt – führten zu Hodlers Durchbruch. Innerhalb eines Jahres – 1900 – wurde er Mitglied der Berliner und der Wiener Sezession, lernte die berühmtesten Maler der Zeit, wie Koloman Moser und Gustav Klimt kennen. Das großformatige Gemälde
Der Tag von 1900 ist ein Spiegel des Zeitgeistes: Die Frauengestalteten in ihrer expressiven Posen erinnern an den Ausdruckstanz. Der Hintergrund ist ornamental durchgestaltet. Seinen Erfolg wusste Hodler immer wieder zu befeuern. Er avancierte zum „Medienstar“ der Schweiz. In nur kurzer Zeit erlangte Hodler immensen Reichtum, wurde in wenigen Jahren zum Millionär, zu seinem neuen Wohlstand hatte er jedoch auf Grund seiner Jugend in Armut nie eine rationale Beziehung. 1904 wurde er ebenfalls Mitglied der Münchener Sezession.Seine Prominenz verschaffte ihm viele Anhänger und neue Aufträge. So erhielt er den Auftrag, für das in den Jahren 1905 bis 1908 errichtete Universitätsgebäude in Jena ein monumentales Werk zu schaffen:
Auszug der Jenenser Studenten in den Freiheitskrieg 1813. Das Werk hat nun zum ersten Mal die Universität verlassen und wird in der BKH ausgestellt. In diesem Zusammenhang ist der eigene Raum zu sehen, der sich dem Skandal um Hodlers Unterschrift auf dem Protestschreiben gegen die Beschießung der Kathedrale von Reims 1914, welches diese als einen Akt der Barbarei deklamierte. Seine Signatur löste einen Sturm der Entrüstung in Deutschland aus. Man warf dem Maler Undankbarkeit vor, war Deutschland doch das Land seiner frühen Gönner, hier hatten seine Arbeiten zuerst Anklang gefunden, hatte er große Auftragsarbeiten, wie eben jene in Jena, ausgeführt. Das Monumentalwerk in Jena wurde in diesem Zusammenhang mit Brettern abgedeckt. Im folgenden Jahr begann Hodler mit der Arbeit an dem Portrait des bereits genannten General Wille. Die offiziell neutrale Schweiz hatte zu Beginn des Krieges Ulrich Wille zur Verteidigung der Schweiz zum General der Armee ernannt. Ulrich Wille war als deutschfreundlich bekannt und das Bildnis ist so auch als ein Akt der Beschwichtigung zu sehen.
Wie Auszug der Jenenser Studenten in den Freiheitskrieg 1813 werden auch monumentale Bildnisse wie
Der Holzfäller I und
II oder
Der Redner unter der Überschrift Monumentalmalerei zusammengefasst. Die Ausstellung präsentiert die großen Bilder allerdings an den Seitenwänden der großen Ausstellungshalle. Die seitliche Hängung der meterhohen Bilder verhindert an mancher Stelle eine Betrachtung aus der Distanz, sodass einzelne Werke nicht ihre volle Wirkkraft entfalten können.
Chronologisch schließt die Ausstellung mit den Landschaften und weiteren Bildnissen ab. Formal-ästhetisch grenzen sich die Werke zum Sterben und Tod der Lebensgefährtin Hodlers Valentine Godé-Darel nicht von seinen Werken im Zusammenhang mit dem Kapitel des Internationalen Erfolges ab. Die Neuerung muss aus Sicht der Kuratorin also in der Beobachtung des Sterbens bestehen. Ein schonungsloser Blick auf das Vergehen des Daseins.