„Hermann Hesse – Malerfreude“ in der Galerie Ludorff

Vom 11. Juni 2016 bis zum 20.08.2016 zeigt die Galerie Ludorff 99 Aquarelle von Hermann Hesse in ihren Räumen auf der Königsallee.

Als Autor des Steppenwolf und des Glasperlenspiels, von Unterm Rad und Siddartha ist Hermann Hesse weltweit bekannt. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Texte Generationen prägten und prägen.

Der Literaturnobelpreisträger war auch als Maler tätig, dies zeigt die monografische Ausstellung Hermann Hesse – Malerfreude in der Galerie Ludorff in Düsseldorf. Dort werden teils als Illumination für seine Manuskripte, teils als eigenständige Werke entstandene Aquarelle in den Galerieräumen versammelt. Hesse illustrierte Gedichte mit floral-ornamentalen Formen oder Landschaftsdarstellungen. Dabei geht er bis in die Abstraktion, wie in den Blättern Magie der Farbe , 1921, zu sehen ist.
Die ursprünglichen Manuskriptmappen – in denen bis zu 13 handgeschriebene Gedichte inklusive Illustrationen lagen – kommen als gerahmte Blätter daher. Bild und Text sind zumeist auf getrennten Blättern angeordnet. In den seltenen Fällen, in denen sich auf der Rückseite des Aquarells Text befindet, ist die Rahmung so gestaltet, dass dieser freigelassen wurde. Hesses Hinweise zum Gebrauch der Manuskriptmappen werden u.a. in Vitrinen einsehbar gemacht. Hesse empfiehlt darin, die Blätter einzeln zur Hand zu nehmen. Die oben beschriebene Rahmung macht dies möglich und genügt dabei konservatorischen Ansprüchen.
Die Sujets der eigenständigen Aquarelle sind mehrheitlich die Landschaften des Tessin, wo Hesse ab 1919 im Örtchen Montagnola lebte. Diese entstanden zumeist "en plein air".
Einzelne Arbeiten sind aus der Imagination heraus entstanden.
Manchmal nimmt er auch direkten Bezug auf sein literarisches Werk. So zusehen in Blick in Klingsors Garten von 1921, dass sich direkt auf seine Erzählung Klingsors letzter Sommer von 1919 bezieht.
Da sich die Ausstellung aus einer großen Zahl von Exponaten speist, ist es möglich, eine Werkentwicklung Hesses aufzuzeigen, die von den anfänglichen, etwas starren Postkartenmalereien mit erdfarbener Palette, wie z.B. Dorfkirche in Monti von 1918, über freiere Landschaftsmalereien, beispielsweise Montagnola – Blick auf den Lago Maggiore, 1933, mit aufgehellter Palette immer sicherer wird.

Diese Entwicklung ist auch in den Illustrationen zu seinen Gedichten festzustellen. Kunsthistorisch bewegt sich der Maler Hesse in der Nähe der expressionistischen Künstler seiner Zeit. Über August Macke schrieb er 1956 in einem Brief: „Aquarelle von August Macke sind für mich stets der Inbegriff der Aquarellmalerei gewesen […]. Er ist für mich neben Moilliet der liebste Aquarellist.“ 1 Diese Vorliebe ist auch an seinen Arbeiten ablesbar.
Die Ausstellung ist weitestgehend nach den Werkphasen Hesses organisiert. Dabei werden die beiden großen Werkgruppen der Aquarelle und der Manuskriptmappen miteinander verwoben und parallel verfolgt.
Darüber hinaus werden Archivmaterialien wie Briefe, Notizen und Fotodokumente in Vitrinen bereitgestellt, die den Besuchern Kontextwissen zu den Arbeiten vermitteln. Etwa bezüglich der Kriegsgefangenenbeihilfe, für die sich Hesse stark engagierte, indem er Manuskriptmappen verkaufte und den Erlös spendete. Es erscheint daher nicht übertrieben, wenn die Galerie von musealen Ausstellungen spricht.2 Einzig der Verkauf aus der laufenden Ausstellung heraus und das Ersetzen der Leerstellen durch andere Arbeiten Hesses widerspricht dem.

Die Galerie Ludorff zeigt mit der Ausstellung, dass es möglich ist, Hermann Hesses bildkünstlerische Arbeit museal aufzuarbeiten. Dadurch baut sie ihn als Künstler posthum weiter auf. Hesse hat bis dato zwar weltweit einen treuen Sammlerstamm, von der Mehrheit wird er aber in erster Linie als Schriftsteller geschätzt. Es sei dahingestellt, ob seine bisherigen Sammler nicht auch vornehmlich durch ihr Interesse an der Person Hesse – als der Schriftsteller, der auch malte – zum Sammeln motiviert sind und weniger durch seine Kunst.

Die Galerie handelt vornehmlich mit Kunst der klassischen Moderne, einige zeitgenössische Künstler sind ebenfalls im Programm vertreten. Auf der Webseite der Galerie heißt es: „Neben wechselnden Themenausstellungen haben wir in der Vergangenheit u.a. das Werk so bedeutender Künstler wie Hermann Hesse, Alexej von Jawlensky, Max Liebermann, Emil Nolde [etc. …] in musealen Einzelausstellungen gewürdigt.“ Einzig, es gilt: „[…] aber so viele Bilder wir auch von dem Dichter sehen, der lebende Hermann Hesse bleibt verborgen.“

Die Ausstellung kann noch bis zum 20.08. besucht werden. Es erschien ein Katalog.

1. Zitiert nach: Volker Michels: Farbe ist Leben – Hermann Hesse als Maler, S. 20, in: Malerfreude. Hermann Hesse, hg. von Rainer M. Ludorff und Manuel Ludorff, Düsseldorf 2016, 11–28.

2. Schweizer Wochenschau 1946.