Display: exhib-it!

Die diesjährige Ausstellung Display: exhib-it! vereint zum zweiten Mal in den Räumen des Frauenmuseums Bonn unterschiedliche künstlerische Positionen aus klassischen Gattungen wie Malerei, Skulptur, Zeichnung und Druckgrafik und ergänzt diese im gemeinsamen Ausstellungsraum durch „neuere“ Disziplinen wie Collagen, Fotografie, (Video-) Installationen und zeitbasierten Medien.
Unter dem Titel Display versammelt die Ausstellung individuelle Positionen, die sich thematisch und vor allem reflektierend mit den Sichtweisen von „ich + wir“, der interkulturellen Heimat und deren Traditionen, der Weltaneignung und –bewältigung auseinandersetzen. Der eigentliche Ausstellungsraum wird dabei als Display verstanden und somit als ein funktionales Hilfsmittel zur optischen Darstellung, Ausbreitung, Entfaltung und Offenlegung der visualisierten Inhalte. Der nachstehende Ausdruck exhib-it! (zu deut. zeige es!) ist als Appell zu verstehen, und soll die unterschiedlich angegangenen Vermittlungsprozesse in die Zeitgenössische Kunstpraxis und die direkte Konfrontation mit den Rezipienten übertragen.

Einen wunderbaren Einstieg in die Ausstellung bietet die Werkreihe von Catherin Schöberl (*1994), welche unter dem Titel Intimate Gazes (2018) zusammengefasst sind. Die Zugänglichkeit der digitalen Fotocollagen zeichnen sich durch den Moment der Wiedererkennung aus: Schöberl rezipiert museale Gemälde, bekannter – meist niederländischer – Künstler wie Jan Vermeer oder Rembrandt van Rijn und nimmt sich der eigentlich sehr intimen Atmosphäre einer Interieusszene an. Dabei collagiert sie verschiedene Motive ineinander, sodass oftmals ein eigener Raum – eine heimelige Szenerie – innerhalb des eigentlich verwendeten Interieurs etabliert wird. So fokussieren ihre Arbeiten die rezeptive Schaulust, welche sie zur Skopopholie – zur krankhaften Neugier – erklärt, und den Rezipienten als auch die Protagonisten ihrer Arbeiten zu Voyeuren macht. Und ebenso wie der Betrachter eintaucht in die privaten Gemächer, intimen Beziehungen oder gedankenverlorenen Momente seines Gegenübers, tauchen die Protagonisten wiederum ein und werden zum dauerhaften Voyeur der inszenierten Privatheit.

Die Infragestellung der eigenen Privatsphäre bzw. auch die Privatheit anderer Personen und die damit einhergehende Überschreitung bestimmter Intimitäten sind das verbindende Element verschiedener künstlerischer Positionen der Ausstellung.

Die Studentin Lara Schulte (*1993) beschäftigt sich in ihrer Videoinstallation #bathTube (2017-18) mit dem dystopischen Gedanken einer Post-Privacy Zukunft, in der es so etwas wie Intimität und Privatsphäre nicht mehr gibt. Und so blickt der Betrachter fast schon mikroskopisch, analytisch und vor allem von oben herab auf ihren nackten Körper, wie er sich im Badewasser wiegt. Erschrocken blickt sie auf, wohlwissend sich dem Blick nicht entziehen zu können.

„Privatsphäre“, so schreibt sie, „ist ein rares Gut.“ Und mahnt damit die eigene Selbstentblößung an, die auf social-media Kanälen wie facebook, twitter und Co. immer mehr zum Alltagsgeschäft wird.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Medien beschäftigt auch die Studentin Michelle Kometz (*1996), die sich in ihren Arbeiten intensiv mit der Präsentation der Frau innerhalb der medialen Landschaft auseinandersetz. Kometz präsentiert zwei Arbeiten aus der 2018 entstandenen intermedialen Werkreihe Urban Nipple.

Mit ihren Brustwarzen-Plastiken @urbannipple versucht sie zunächst einen konventionellen Bruch mit den alltäglichen Sehgewohnheiten zu provozieren, um in darauffolgender Instanz eine Basis für Auseinandersetzung zu schaffen. Ihr visueller Appell gilt zunächst einmal dem vorherrschenden weiblichen Nipple-Ban in den sozialen Netzwerken, der sich jedoch zu einer allgemeinen Diskussion über das Verständnis von Nacktheit als künstlerische oder kreative Darstellungsform ausweiten soll.

Wie diese künstlerische Auseinandersetzung mit der körperlichen Nacktheit aussehen kann, visualisiert Kometz in 10k Nipple. Auf einem monochrom-weißen Bildträger bannt sie symbolisch 10.000 Knetmassenabbildungen von weiblichen Brustwarzen zu einem größeren Ganzen – einer einzigen weiblichen Brustwarze. Und obwohl ein signifikanter Teil des weiblichen Körpers vom restlichen Individuum losgelöst und in seiner Darstellung defragmentiert erscheint, unterstellen social-media Communitys wie u.a. Instagram nach wie vor eine sexualisierte und erregende Darstellungsabsicht und verbannen diese von ihren Plattformen. Um ihr hehres Ziel einer Diskussion und die Umgestaltung dieses Umstandes anzuregen, fordert Kometz die Rezipienten auf Teil des Werks zu werden; Fotos der Plastiken, der urbannipple-Sticker im urbanen Umgebung und von der Collage zu machen und den digitalen Raum somit zu erobern. Diese „Eroberungen“ sollen im nächsten Schritt mit dem Verweis @urbannipple auf Instagram gepostet werden.

Wie unterschiedlich die jeweiligen künstlerischen Zugänge zu den thematischen Fragestellungen der Ausstellung sein können, ist an Hand der näheren Betrachtung der drei Arbeiten deutlich geworden. Weitere Werke zu den Themen der Sichtweisen von „ich + wir“, der interkulturellen Heimat und deren Traditionen, der Weltaneignung und –bewältigung sind noch bis zum 13. Januar kommenden Jahres im Frauenmuseum Bonn zu sehen.

In der Ausstellung sind folgende Künstler_innen mit Abschlussarbeiten vertreten:

Anna Bassiner - Alin Bernunzo - Hanna Beuel - Tina Dahlhaus - Jeanne van Feden - Julia Goltermann. Antonia Hayen - Anke Heyen - Matthias Höing - Sarah Jaeschke - Michelle Kometz - Dennis Külter - Gordon Miller - Anna Schattauer - Anne-Marlene Schmitt - Sophia Schmitt - Catherin Schöberl - Lara Schulte - Anna-Greta Struckhoff - Johanna Westhoven - Michael Wiewiorra - Eva Wolters.