Einblick in Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung, Foto: © Andreas Endermann

Einblick in Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung, Foto: © Andreas Endermann
Ein Schwangerschaftstest (ohne Ergebnis), Mini-Salzstreuer, Werkzeuge aller Art, Schmuck, eine Platine und eine EC-Karte mit dem Namen Hans-Peter Feldmann: Diese Objekte befinden sich gemeinsam mit zahlreichen weiteren Alltagsgegenständen in drei Glasvitrinen in der aktuellen Retrospektive über Hans-Peter Feldmann (1941–2023) im Düsseldorfer Kunstpalast. Sie sind Teil seiner Wunderkammer aus den Jahren 1999 bis 2004. Feldmann beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen wie: Was ist Kunst? Wann wird etwas zu Kunst? Und wer entscheidet das? Aber auch der Blick auf das Alltägliche, Konsum, gesellschaftliche Klischees oder das Verhältnis zwischen Original und Kopie sind wiederkehrende Themen in seiner Kunst. Am ehesten kann man Feldmann wohl als Sammler bezeichnen: Für zahlreiche seiner Werke nutzt er gefundene Fotografien, Magazine, Ölbilder oder Gegenstände von Flohmärkten, die er anschließend koloriert, übermalt, weiterverarbeitet oder einfach in einen anderen Kontext setzt.
Die Ausstellung im Kunstpalast beleuchtet Feldmanns gesamtes Schaffen in allen Aspekten: In zehn Räumen sind rund 80 Werke – darunter Feldmanns frühe Fotografien, Skulpturen und Gemälde, aber auch raumgreifende Installationen – zu sehen. Im Folgenden soll es jedoch besonders um die Werke gehen, die genaues Hinsehen erfordern und unsere Sehgewohnheiten herausfordern. In seinen Ästhetischen Studien (1994) beispielsweise sehen wir 14 Sockel, auf denen Alltagsgegenstände wie Brillen, Bleistifte, Scheren und Schwämme platziert sind. Feldmann ordnet mehrere Exemplare derselben Sorte präzise an, sodass geometrische Muster und visuelle Bezüge zwischen den Objekten entstehen. Die eigentlichen Gegenstände rücken in den Hintergrund und erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die grün-transparente Skulptur aus handelsüblichen Tesafilmrollern besteht.

Hans-Peter Feldmann, Triptychon Sitzende Frauen, vor 2007, Offset- und Digitaldrucke, Pinnnadeln, in Klapprahmen, 165 x 210 cm, Ursula Feldmann – Hans-Peter-Feldmann Estate, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Auch Feldmanns Collagen wie Ein Pfund Erdbeeren (ca. 2005), Beine (ca. 2005) oder Triptychon Sitzende Frauen (vor 2007) zeigen zunächst, was scheinbar gleich ist: Abbildungen von einzelnen Erdbeeren, Frauenbeinen oder Kunstwerken unterschiedlichster Epochen, die allesamt sitzende Frauen zeigen. Je länger man sich die einzelnen Ausschnitte jedoch anschaut, desto unterschiedlicher werden sie. Werke wie Löffel (undatiert) offenbaren, wie vielfältig etwas so Banales und Alltägliches wie ein Löffel eigentlich aussehen kann: Ist der Stiel lang oder kurz, eckig oder abgerundet? Ist die Laffe oval oder tropfenförmig, tief oder flach? Hat der Löffel Verzierungen – und sind diese floral oder doch eher geometrisch? So viele Gedanken hat wohl noch niemand zuvor an sein eigenes Besteck verschwendet.
Diese Gedankenspiele könnte man noch an zahlreichen Werken Feldmanns weiterführen, doch der Kernpunkt ist – hoffentlich – klar geworden. In einer Welt, in der die meisten nur noch auf ihr Smartphone schauen und unsere Aufmerksamkeitsspanne dank Social Media und stetiger Informations- und Nachrichtenflut immer weiter abnimmt, erkennt man am Ende der Ausstellung, wie wichtig es ist, mit etwas mehr Achtsamkeit (und Humor) durch das Leben zu gehen und endlich mal wieder genau hinzuschauen. Denn es gibt eine ganze Menge zu entdecken!
Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung, bis zum 11. Januar 2026 im Kunstpalast, Düsseldorf