VISEone – Ikonen

Beim Betreten der Location eröffnet sich dem Besuchenden unter der Stadt Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, ein Gewölbekeller mit einer Bank - einer wineBANK.
Ortsansässige aus der Weinbauregion Mosel, aber auch weitere Besuchende tauchen ab in eine neue Welt: Der Gewölbekeller unter Trier vereint Historie, Kultur und Kunst. Man schreitet entlang Tresoren, durch Räume die wie Kerker wirken und verglaste moderne Besprechungssäle mit eigenem Flair. Zwischen Wein und Metall entwickeln die farbenfrohen Kunstwerke von VISEone auf den Betrachtenden eine ganz eigene Wirkung.

VISEone (bürgerlich Wolfang Ohlig) ist ein StreetArt Künstler der alten Schule, der seine Karriere in den 1990er Jahren als Graffiti-Writer begonnen hat. Knapp ein Jahrzehnt später entwarf er Designer Toys aus Vinyl und erhielt internationalen Ruhm. 2015 stellte VISEone auf der Urban Art Biennale im Weltkulturerbe Völkinger Hütte aus.

Nach einem Weg der Veränderung von Interessen und Inspirationsquellen würde sich VISEone heute nicht mehr als StreetArt Künstler bezeichnen. Auch wenn seine Werke immer noch Thematiken aufgreifen und seine Technik Elemente der Urban Art enthält, ist es ihm mittlerweile fremd sich weiter als solcher zu bezeichnen.
So arbeitet VISEone heute mit Mischtechniken auf Leinwand. Er verwendet (Schablonen-)Graffiti, Acrylmalerei, aufgerasterte Fotoelemente, abstrakte Farbflächen und Tags. Die Übergänge der unterschiedlichen Arbeitsweisen lassen seine Werke wie eine Symbiose aus StreetArt und PopArt wirken.

Das Ambiente des Weinkellers und die Beleuchtung der Neonröhren und LED-Lichter lassen die Bilder mit Heiligenscheine zwischen den Wein- und Sektflaschen emporsteigen. Die Besuchenden wandelten den Lichtkegeln nach und entdeckten in den verwinkeltsten Orten der Trierer Katakomben weitere „Ikonen“.

Je mehr man sich als Betrachtender in die Stimmung der Gewölbe der Stadt fallen lässt, umso mehr beginnt das Gedankenspiel über das/ein Wort: Ikone. Was bedeutet das Wort? Was assoziiere ich selbst mit einer Ikone? Was ist eigentlich „ikonisch“? Im kunsthistorischen Sinne handelt es sich bei Ikonen um Bilder von heiligen Personen. In der Jugendsprache wird das Wort „iconic“ hingegen häufig für Memes, Fotografien, GIFs und andere wiederkehrende Phänomene im Internet verwendet. Wieder anders wird in der Pop-Kultur bei Ikonen meist an Persönlichkeiten gedacht, die etwas Herausragendes geleistet haben oder durch eine spezielle Tätigkeit Berühmtheit erlangten.

So nutzt auch VISEone, beeinflusst durch die Pop-Kultur, die „Ikonen“ seinerseits als persönliche Inspiration. Während Pippi Langstrumpf generationenübergreifend eine „Ikone“ der Freiheit und Selbstbestimmung darstellt oder Karl Lagerfeld als „Modezar“ in die Geschichte einging, agieren verschiedene „Ikonen“ generationsspezifisch. Unterdessen scheinen für die meisten Besuchenden die Wahl der Portraits der Berühmtheiten nachvollziehbar, die jüngere Generation wiederum verlangte bei Bildern von Jerry Lewis oder James Brown nach einer Erklärung.
Insgesamt sind VISEones Werke, durch den Einfluss der dynamischen Urban Art-Kultur, bunt und lebhaft. Seine „Ikonen“ treten als StreetArt durch die Farben in dunkler Optik hervor. Die Portraits erhalten durch Zitate der jeweiligen Personen auf den schablonierten Hintergründen VISEones charakteristischen Stil. Die Vermischung der Techniken von Rastern, pastosen Acrylpinselstrichen, lassen den Betrachtenden in einem Strudel der eigenen Erinnerung oder persönlicher Verbindungen zu den Portraitierten eintauchen. Als Betrachtender ergreift einen das Verlangen gemeinsam mit David Bowie „Heros“ zu singen, mit Prinzessin Leia gegen Sturmtruppler zu kämpfen oder mit Popeye Spinat zu essen.
Kontakt:
VISEone
Wolfgang Ohlig
www.viseone.com