Dieser Diskurs läuft immer wieder auf die Frage nach den Machtverhältnissen im Betriebssystem Kunst hinaus. Die Intervention Zobernigs bekam in Köln ein eigenes Schild, das sie als Kunstwerk ausweist: „Heimo Zobernig, o.T., 2016, Pappe mit schwarzer Folie“. Ob dies aus versicherungstechnischen Gründen geschehen ist oder nicht, es zeigt deutlich, dass es eine klare Rollenverteilung gibt. Da das Kunstwerk von Heimo Zobernig stammt und bekanntlich derjenige, der ein Kunstwerk hervorbringt, notwendigerweise Künstler genannt, wird ist klar: Heimo Zobernig ist ein Künstler. Der Ausstellungsankündigung im Web (
http://www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/hier-und-jetzt-heimo-zobernig.html) und Print ist weiterhin zu entnehmen, dass Yilmaz Dziewior der Kurator der Ausstellung ist. Die Rollen, die von der Institution Museum vorgegeben werden, sind also weiterhin gültig, obschon die Intervention das Potential hat, diese zu unterwandern. Ein Potential, das bereits im Ausstellungsformat angelegt ist, wird doch dort eine der klassischen Museumsaufgaben, nämlich die Reflexion und Re-Kontextualisierung der Sammlung an Außenstehende übertragen.
Hier und Jetzt im Museum Ludwig möchte den klassischen Museumsbetrieb an das zeitgenössische Kulturgeschehen anbinden. Im Falle der Heimo Zobernig Ausstellung ist dies auf ironische Weise gelungen, indem die klassischen Grenzen im Kultur- und Kunstbetrieb spielerisch verschoben werden: jene zwischen Künstler und Kurator, Skulptur und Architektur, Ausstellung und Kunstwerk. Doch indem die Institution dem Diskurs, der über sie geführt wird, den Ort zuweist, behauptet sie gleichsam ihre Macht. Hierbei fehlt die nötige Distanz für eine wirklich kritische Beschäftigung mit der Thematik, muss es doch zu einem Interessenskonflikt kommen, wenn eine Ausstellung über eine Sammlung von der sammelnden Institution angeregt und organisiert wird.
Dies äußert sich unter anderem auch darin, dass der Ausstellung nur zwei verhältnismäßig kleine Räume eingeräumt wurden, in denen die Intervention Zobernigs zu einer Spielerei am Rande degradiert scheint. Das Vorhaben, Ausstellungen auszustellen, würde wohl deutlicher hervortreten, wenn diesem mehr Platz eingeräumt wird, beispielsweise eine komplette Etage. Das wäre im Rahmen der Neuhängung der Sammlung durchaus möglich und sicher interessant gewesen.
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