So formuliert es O´Doherty in seiner bekannten Kritik des weißen Ausstellungsraums. Er konstatiert: Kunstwerke die vermeintlich neutral in einem weißen, leeren Raum präsentiert werden träten gegenüber dem als übermächtiges, wahrnehmungslenkendes Dispositiv auftretenden Raum – welcher international das Ausstellungsdesign dominiert – zurück. Seit den 1970er Jahren, dieser Zeitpunkt korreliert mit dem Erscheinen des O´Doherty-Textes, gibt es immer wieder, auch von institutioneller Seite, Ausstellungsprojekte die außerhalb des white cube agieren (z.B. Skulptur Projekte Münster, Kunst im Öffentlichen Raum).
Die Ausstellung
sd001. Clemens Baldszun. Wer sucht, der findet es gut ist ebenfalls nicht in einem klassischen white cube beheimatet. Dem avantgardistischen Anliegen nach einer (Wieder-?)vereinigung von Kunst und Leben folgend, findet sie in einer Privatwohnung statt – auch dies eine Praxis, die von institutioneller Seite erprobt wurde.Durch diesen Kontext wird die Debatte um den Raum der Kunst auch auf einer sozialen Ebene verhandelt – was für einen Stellenwert haben bestimmte Räume innerhalb eines sozialen Gefüges? In diese Wohnung wird der Künstler Clemens Baldszun eingeladen, um ortsspezifisch zu arbeiten. Baldszuns Arbeiten, für die Seidenpapier, Draht und Gummiband verwendet werden, stellen in diesem Raum, für die Zeit der Ausstellung, einen Teil Privatsphäre wieder her, indem mit dem Papier Informationen dem Blick der Betrachterin entzogen werden. Sie spielt mit dem Dualismus von Verdecken und Zeigen, der in diesem Fall einer von Privatem und Öffentlichem ist. Dabei bilden sich teils barockisierte Faltenstrukturen, die dem Papier, traditionell Träger von zweidimensionaler visueller Information, skulpturale Präsenz im Raum verleihen. Mit einem Gummiband wird der Raum darüber hinaus an anderer Stelle subtil als Leer-Raum vermessen.