„Schwarz ist keine Farbe, sondern die Abwesenheit von Licht“

Es war heiß an jenem Tag. So sehr, dass das Kondenswasser an den kalten Sektflaschen, welche sich auf einem weißen Tisch befanden, in Tropfenform herunterfloss. Doch trotz der starken Sommerhitze versammelten sich eine große Gruppe unterschiedlichster Menschen am 12.06 um Punkt 12 Uhr im Künstlerforum Bonn. Manche brachten dabei ihre Kinder mit. Andere hingegen kamen mit ihren Hunden. Und sie alle waren aus einem guten Grund da, denn an diesem Tag fand die Ausstellungseröffnung SCHWARZ der Bonner Künstlergruppe SEVEN statt. Mit den bildnerischen Mitteln der Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Grafik, Assemblagen und Installation sowie Videoprojektion beleuchtet SEVEN dabei das Sujet Schwarz aus unterschiedlichsten, künstlerischen Perspektiven.
Ellen R. Dornhaus stellt Fotografien von Maschinen aus, deren Physiognomie denen der Insekten nachempfunden wurde. Dabei sind die ausgestellten Exemplare wie Flugzeugnase (2012) oder aber Motorradlichter ein ideales Beispiel dafür, wie sehr sich Menschen in Bezug auf die Technik von natürlichen Phänomenen und Vorbildern inspirieren lassen. Die Fotografien sind nachträglich mit Dunkeltönen bearbeitet worden und fügen sich auf diese Weise in die Thematik der Ausstellung.
Die Künstlerin Katja Zander erschließt mit ihrem Werk Reizüberflutung (2022) einige Begleiterscheinungen unserer heutigen, schnelllebigen Gesellschaft. Reizüberflutung, Burnout und Stress sind ständiger Begleiter im Alltag vieler Menschen. Durch eine Atramentlasur versucht Sie dem Farbwahn entgegenzutreten und somit der Zunahme von Aggressionen, Stress sowie plötzlicher Erschöpfung. Neben dem Werk befinden sich im Übrigen noch ein geräuschunterdrückender Kopfhörer sowie eine Sonnenbrille zur Reizentlastung, um das Kunstwerk so für den Betrachter zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen
Kleider machen Menschen. Aber sie sagen auch einiges über den gesellschaftlichen Status oder die Funktion des Trägers aus. Inspiriert von dem schwarzen Kleid, welches Audrey Hepburn in „Frühstück für Tiffany“ trug und von Coco Chanel entworfen wurde, stellt Annette Kipnowski ihre Serie“ Das kleine Schwarze“ (2021) aus. Hepburn, die das titelgebende Kleid trägt, zieht an ihrer Zigarette. Ein tätowierter Rocker reiht sich ein neben der Darstellung eines verdutzt blickenden Pfarrers. Sean Connery zeigt mit seiner Pistole in seinem ikonischen, schwarzen Smoking auf den Betrachter, während neben ihm einer der zwei Frauen, die in schwarze Burkas verkleidet sind, eine GAP-Tüte in der Hand hält.
Meine künstlerische Auseinandersetzung richtet sich auf das Erforschen von Material, Form, Struktur und Raum“. In Schwarz stellt die Bildhauerin Anja-Katrin Grimm die mehrteilige Wandinstallation In the deep (2022) aus. Die Installation selbst ist eine Zusammenstellung aus abstrakten, geometrischen Formen. In den Werken, die aus abgelegtem Zeitungspapier, Cellulose, schwarzer Tusche und Acryl bestehen, kulminieren Gegensätzlichkeiten miteinander. Verdichtung und Auflösung wechseln sich ab. Sie sind voller Leichtigkeit und gleichzeitig bergen sie eine gewisse Schwere in sich. Im oberen Stockwerk der Ausstellung befindet sich eine weitere Papierinstallation von Grimm: endless (2022).
„Trotz ihrer offensichtlichen Absurdität spiegeln die Arbeiten immer eine winzige Facette der Welt, lassen Raum für Assoziationen oder bieten emotionalen Wiedererkennungswert.“ -Bonner Rundschau, Oktober 2019, über „Vom Zauber des Alltäglichen“-
Mit ihren Assemblagen „Ein kleiner Kosmos voller Möglichkeiten“ (2019-2022) vereint die Künstlerin Barbara Hoock winzige, dadaistische Geschichten mit Szenarien, die manchmal vor Absurdität strotzen. Jedoch sind in ihnen immer wieder einzelne Aspekte unserer Umgebung wiederzuerkennen. In den Assemblagen wurden Fundstücke, Naturmaterialien, Papier- und Stofffetzen sowie Gegenstände aus dem alltäglichen Gebrauch miteingebaut. Hoock schafft es, diese Materialien mit einer exakten Genauigkeit, Überlegtheit und einer Prise Humor zusammenzustellen.
Edith Sauerborns Werk "Gegen das Vergessen" (2010/2016) besteht aus geköhlertem Holz, Nägeln sowie Plexiglas. Die Künstlerin will in ihrem Werk unter gesellschaftlichen und sozialkritischen Gesichtspunkten hinter Widersprüche blicken. Ein weiteres Stück aus der Ausstellung "Metamorphose- Natur zur Kunst"(2022) zeigt ein bearbeitetes Stück Fundholz. Das Material selbst hat für Sauerborn einen besonderen Stellenwert.
„In jedem Holz steckt eine Seele, die ihm Form verleiht. Für mich als Künstlerin heißt es auf die Suche zu gehen. Die Themen meiner Arbeiten entstehen aus Fragen, die sich mir im Zusammenleben mit meinem Umfeld stellen.“
Zoe Toms Dunkelheit wartet auf Licht (2021) setzt sich aus Stoff sowie Draht zusammen. Toms benutzt in ihren Werken das Sujet Schwarz, um Tiefe und Leere aufzuzeigen. Auf die Weise können Gedanken unterschiedlichster Art in diese Tiefe eintauchen und wieder freigesetzt werden.
Die Ausstellung SCHWARZ kann noch bis zum 3.07 im Künstlerforum Bonn besucht werden. Neben den Werken der Gruppe SEVEN sind noch Werke der Gastkünstler:innen Horst Becker, Janni E. Bruch, Mathias Bruch sowie Marlyse Permantier ausgestellt.