Dass die Natur selbst im Interessenfeld der Kunstschaffenden steht, hat sich dabei schon früh abgezeichnet. Aufgewachsen ist Naomi Liesenfeld in der Gemeinde Leubsdorf bei Neuwied. Prägend war dabei, dass sie im Ländlichen beheimatet war und somit eigentlich permanent von Natur umgeben war. Heute hat sie Leubsdorf gegen Bonn ausgetauscht und baut die Natur aktiv in ihre Kunst ein. Unter anderem stellt sie selbst Farben aus Pflanzen und Früchten her. Aus Kornblumen produziert die Künstlerin durch das Trocknen und Feinmahlen Pigmentpulver. Aber auch selbst gewonnene Säfte aus Pflanzen und Früchten finden ihren Weg in die Kunst der Rheinländerin. Die Palette umfasst von der Süßkartoffel bis hin zu dem Radicchio, gelber Paprika, Minze und dem, vor allem in deutschen Haushalten so beliebten Rotkohl. Genau die Lebensmittel, die sie 2016 im Rahmen ihrer Farbstudien im Saarländischen Künstlerhaus Saarbrücken e.V. verwendet hat.
Die natürliche Wertschöpfungskette wird hierbei voll ausgenutzt und Nebenprodukte werden ebenfalls verwertet. In einem ihrer Werke von 2017 hat die Künstlerin aus den Trestern von Karotten Papier geschöpft, um darauf Tinte aufzutragen. Einen Titel gibt die Künstlerin nicht an. Dabei zeigt das Werk aber eben auf, dass für die Kunstschaffende manchmal das Nebenprodukt viel interessanter ist als das ursprüngliche Objekt. Diesen konzeptionellen Ansatz hat die Künstlerin schon während ihrer Studienzeit in Saarbrücken verfolgt, wo sie neben konzeptueller Malerei auch Bildhauerei/Public Art studierte. Vorbilder damals: Richard Tuttle sowie Agnes Martin, welche als Vertreterin des abstrakten Expressionismus ganze Generationen von Künstler*innen inspirierte. Ebenfalls im starken Zusammenhang mit der Naturthematik ist dabei ihr terminus herbaceus aus dem Jahr 2018. Das Projekt bestand aus einem Wildstaudenbeet im Vorgebirgspark Köln, dem Liesenfeld mit zweifach gebrannten und glasierten Keramiken einen Dialogpartner zur Seite stellte. Mit den verschiedenen Wildstauden deckte die Künstlerin dabei eine bunte und große Auswahl an Farben ab. Die gelbe Scharfgabe nebst einer orange-roten Echinacea, das Purpur aus der Fetthenne, Rotviolett aus dem Sommerflieder oder aber die blauviolette Katzenminze sowie der blaue Rittersporn.