Im zweiten großen Ausstellungsraum des Bonner Kunstverein ist von dem sonst üblichen
white cube, der sich bekanntermaßen seit langer Zeit größter Beliebtheit in der Präsentation moderner und zeitgenössischer Kunst erfreut, dankenswerterweise nur noch wenig zu sehen. Stattdessen teilt die Ausstellungsarchitektur, die der Künstler Michael Kleine in engem Austausch mit Medallas Werk privat, ephemer und doch sehr raumgebend gestaltet hat, in Räume unterschiedlicher Atmosphäre. Ein langgezogener Gang lässt der neu nach Medallas Plänen gebauten Installation
Cloud Canyons (2021) den nötigen Raum, seine Schaumgebilde voll zu entfalten und sich ständig zu verändern, sich auszubreiten und wieder zusammenzustürzen. Daneben bilden Konstruktionen intime Kabinette zu beiden Seiten einer Art Piazza, auf den Kabinetten ist durch eine Treppe eine Galerie erreichbar. Hier finden sich die fragilen, filigranen Arbeiten Medallas den nötigen Platz zur Entfaltung, die unzähligen Masken Medallas werden durch ihren eigenen Schatten an der Wand lebendig, politische Botschaften deutlich und die gezeigten Ausschnitte von Medallas Künstlerbüchern offenbaren ihren ganzen collagenhaften Charme und feinsinnigen Witz, der oft mit den konsumierbaren, westlichen Vorstellungen von Geschlecht und männlicher Schönheit spielt. Thronend über dem mittigen Platz blickt der Künstler selbst von seinem großen Gemälde
A Prophecy (1989) herab, die Hände ausgebreitet und erhellt von einer Sonne in seinem Rücken, gleich einem eigenen Heiligenschein. Oben in der Galerie hängen frei im Raum vier Gemälde Medallas, sodass auch die Beschriftungen und Zeichnungen, mit denen Medalla die Rückseiten versehen hat, sichtbar werden. Auf den Vorderseiten sehen wir junge Philippiner, die romantisierten urtümlichen Arbeiten wie dem Fischen und Sammeln nachgehen, schwankend irgendwo zwischen Dekolonisierung und homoerotischer Ästhetik.
Krönender Abschluss der Ausstellung ist ein Raum, der der Schrein genannt wird. Hinter einen Vorhang wird man von Dunkelheit empfangen. Einzig beleuchtet wie eine Ikone vor einer illusionierten Apsis ist die Collage Bambi Shitting Dollars (1989). Das kleine Bild im großen Passepartout zeigt, wie der Titel schon sagt, Walt Disneys Bambi, dem David Medalla persönlich eine Dollarnote aus dem Hinterteil zieht. Ganz authentisch spiegelt die Inszenierung an diesem Punkt den Medalla so charakterisierenden ironischen Humor wider. So endet auch die begleitende Tonaufnahme einer Performance Medallas mit seinen gutgelaunten Worten: See you in Rotterdam, Ciao, Ciao!