Pit ist ebenfalls ein Reisender ohne konkrete Destination. Pit, ein Mann, der seine Eltern bis zum Tod pflegte und den Kontakt zu seinem Bruder und seiner Tochter verlor, hatte seine beste Zeit in einer Alkoholtherapie: „Schöner als die Sauferei davor.“ Wie nebenbei erzählt, verlangt es einen sofort danach, diesen Menschen selbst einmal kennenzulernen, Leo ebenfalls einmal über den Kopf zu streicheln. Aber dann geht es auch schon weiter.
Wenige Tage später in einer
Flensburger WG, in der die beiden ohne großes Nachfragen aufgenommen werden, treffen sie auf den Wikinger „Micha“, einen experimentellen Archäologen, der eigentlich Sport und Kunst studiert, nur gerade keinen „Bock“ mehr hat. In seiner Einrichtung, die Waffen und Schilde wie auch pflanzlich gefärbte Kleidung beinhaltet, versucht er sich der Wikingerzeit historisch so genau wie möglich anzunähern. „Wikingerfilme kann er sich jetzt nicht mehr anschauen, da ist ja alles falsch“. Doch auch wenn die eine Geschichte schon spannend genug, die Erfahrung und Begegnung noch so schön sein mag, so muss es doch weitergehen: „Das hier ist nicht nur eine Reise der vielen Begegnungen, es ist auch eine Reise der vielen Abschiede“, stellt Beller philosophisch fest. Auf ihrem Trip gibt es somit nur einen roten Faden, eine Konstante: Weiterziehen, und dabei die Natur und die Geschichten der Menschen inhalieren.
.Immer wieder zeigen Beller und Pawlowski den Kontrast zwischen dem touristischen Reisen und dem kulturellen Erfahren auf. Wenn sie also stellvertretend über Kopenhagens „Hippie-Kolonie“
Christiana berichten, von dem sich Touristen das besonders Ereignishafte wünschen, bleibt von dieser nicht mehr als der „Eventcharakter“. So bekundeten Teile der Besucher tatsächlich ein kulturelles Interesse an dem jeweiligen Ort. Im Moment des Ankommens sähen viele von ihnen aber schrecklich verloren aus, weil ihnen auffalle, dass sie gar nicht wissen, wie sie mit ihrem Dasein an diesem Ort umgehen sollen. „Dann stehen sie da und machen ein paar Fotos, und um die aufkommende Leere zu füllen, wurden ja glücklicherweise die Souvenirs erfunden“, beobachten Beller und Pawlowski. An dieser Stelle könnten sie in eine wohlfeile Tourismus- und Konsumkritik einsteigen, worauf sie aber verzichten.
Stattdessen nutzen sie die Kraft ihrer Worte und seiner Bilder als Kontrastmittel. So auch bei der Beschreibung ihrer Begegnung mit „Ronny“ im norwegischen Gartland, die dazu motiviert, selbst mal die Lebenswege fremder Menschen kennenzulernen. Der Kriegsveteran hat trotz einer lebensverändernden Schussverletzung während eines Einsatzes im Irak und Kuwait seine Vorliebe für Waffen nicht verloren. Wieder einfach loslaufen und der Gegenwart auf seinen Wanderungen im Wald entfliehen zu können, ist wohl seine größte Errungenschaft. Es ist für das Autorenpaar bezeichnend, dass ihnen dieser Kontakt noch lange in ihren Gedanken nachhängt und sie ihn um seine „Freiheit“ beneiden. Ronny ist zugleich vielleicht das beste Beispiel dafür, dass Beller und Pawlowski genauso aufgeschlossen auf die Menschen zugehen, wie auch ihnen begegnet wird.