Darja Eßer – Ruhe und Konzentration

Ruhe und Konzentration. Wenn man vor Darja Eßers Werken steht, wird man von einer ange-nehmen Stille erfasst. Eine Stille, die Raum schafft, um die Kunst auf sich wirken zu lassen und vollkommen im Moment anzukommen. Mit dieser Achtsamkeit kann man in die Welt der Künst-lerin eintauchen.

Auf großformatigem Papier breitet sich die Silhouette eines Menschen aus. Umhüllt von einer Blase erscheint er abgeschirmt von der Außenwelt, wie von einer Schutzhülle umgeben. Das Bildthema in „dans la boule“ ist ein wiederkehrendes Motiv in den Zeichnungen und Aquarellen und setzt den Menschen und seinen Körper in Verbindung mit der Natur. Darja Eßer befasst sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit den Grenzen zwischen diesen Elementen und löst sie schlussendlich auf.

Dabei spielt die Materialität eine entscheidende Rolle. Das Papier stellt sie selbst aus der Rinde von Maulbeerbäumen her. Bei dem Prozess des Schöpfens entsteht eine marmorartige und zu-gleich weiche Struktur, die anschließend noch verstärkt hervorgehoben wird. So fließt das aus der Natur gewonnene Material in das Bildthema mit ein und verbindet sich mit der figürlichen Darstellung. Auch in ihren plastischen Werken aus eingefärbtem, hauchdünnem Japanpapier findet dieses Zusammenspiel statt. Die transparenten Objekte lassen Licht hindurchscheinen, wie durch eine Haut. So werden die Begebenheiten der Natur Teil des Werkes.
Ebenso wichtig ist das Arbeiten mit den eigenen Händen, denn so können ihre Ideen wachsen. Intuitiv und doch bedacht entstehen Werke, denen im Prozess Leben eingehaucht wird. Dieses Konzept, in dem die Haptik eine zentrale Funktion einnimmt, findet sich auch in der Optik der Arbeiten wieder. Die Texturen und Strukturen scheinen aus dem Bild auszutreten und vermit-teln den Betrachter*innen die Hingabe und Geduld, die bei der Herstellung unumgänglich sind.

Die Auswahl an Medien, mit denen die Künstlerin arbeitet, ist vielfältig. Neben Tuschezeich-nungen, Aquarellen und plastischen Arbeiten experimentiert sie beispielsweise mit Cyanotypie: Einem fotographischen Verfahren, bei dem durch die Sonneinstrahlung auf eine lichtempfindli-che Lösung Objekte vor einem cyanblauen Hintergrund abgebildet werden können. Die Motive und das Material variieren, das zentrale Thema der Natur bleibt jedoch bestehen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeiten. So auch der Bezug zum Körperlichen und damit zum Menschlichen. Alles ist miteinander verbunden. Dies spiegelt sich auch in der Arbeitsweise der Künstlerin wider: Sobald sie ein Thema interessiert, setzt sie sich intensiv damit auseinander. Aus einer Motividee entsteht eine weitere und es bilden sich Assoziationsketten. In ihrem Werk „Kelpie“ bedeckt sie das zentrale Subjekt, eine Reiterin, mit einem Pferdekopf und entwickelt so das Konzept der Umhüllung des Menschen weiter.
Die Inspiration für ihre Arbeit schöpft die Künstlerin insbesondere aus Spaziergängen in der Na-tur, bei denen sie ihre Eindrücke sammelt. So gleicht auch die Erfahrung als Betrachter*in vor ihren Werken einer Wanderung durch eine Landschaft, in der man nicht nur seine Umgebung, sondern auch sich selbst entdeckt. Darja Eßer überträgt die Naturerfahrung, die für viele Men-schen ein Moment der Besinnung ist, auf ihre Kunst. Dadurch schafft sie ein Gesamtwerk, das durch seinen harmonischen Einklang zum Verweilen einlädt.
Kontakt:
darjaesser@posteo.de
www.darjaesser.com