Eine Ausstellung in der Box – „kunst.orte“ in der Galerie Gisela Clement

Woran denken Sie, wenn sie an eine Kunstgalerie denken? An Messestände? An Kunst An- und Verkauf? Manch einer denkt vielleicht auch an kleine „Ausstellungen“ oder von der Galerie selbst gestaltete Räume? In der Galerie Gisela Clement erwartete die Projektgruppe „kunst.orte“ der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn außerdem noch etwas anderes: Von Künstler*innen selbst kuratierte Ausstellungen. Bevor wir uns aber der imaginären Reise durch die Galerie widmen, möchte ich zuerst einmal die Projektgruppe, sowie die Galerie Gisela Clement allgemein vorstellen.

„kunst.orte“ ist ein Projekt der studentisch organisierten Gruppe „kunst.diskurs“, welche eine Plattform für Austausch von Kunstgeschichtsstudent*innen und Interessierten ist. Kulturelle und kunstbezogene Themen stehen hier im Fokus. Im Rahmen von „kunst.orte“ werden vor allem besondere und kleinere oder unbekanntere Institutionen besucht, um so auf diese aufmerksam zu machen. Des Weiteren werden solche Ausflüge in einigen Fällen durch Künstler*innengespräche besonders spannend gestaltet. Der Kunstdiskurs wird bei diesen Veranstaltungen lebendig!

Die Galerie Gisela Clement wurde 2010 von Gisela Clement gegründet. Sie vereint, wie bereits angedeutet, museale mit galerietypischen Aspekten. Doch nicht nur das – auch Künstler*innengespräche, Lesungen und weitere Veranstaltungen beispielsweise geleitet von externen Kunsthistoriker*innen finden dort regelmäßig statt. Der Kunst- und Kulturdiskurs ist dort also ebenfalls mehr als lebendig. Da die Galerie engen und persönlichen Kontakt zu den kooperierenden Künstler*innen pflegt, kommt es zu sehr schönen, museumsähnlichen Ausstellungen. In einigen Fällen übernehmen die Künstler*innen selbst das Organisieren und Kuratieren von Ausstellungen. In den meisten Fällen hingegen treffen die Galerist*innen die Werkauswahl im Atelier und beleben so die Werke der Künstler*innen durch neue Kombinationen und Blickachsen. Schlussendlich ist aber das vermutlich größte Unterscheidungsmerkmal zum Museum die Verkäuflichkeit der Kunstwerke und Installationen.

Spazieren wir nun gedanklich durch die Räumlichkeiten der Galerie Gisela Clement. Wir starten im Accrochage- Raum (Ausstellung aus dem Bestand) direkt rechts vom Eingang. Im Gegensatz zu den Einzelausstellung oder thematisch kuratierten Gruppenausstellungen im restlichen Galeriegebäude, findet man im Accrochage-Raum eine freie Kombination verschiedener Künstler*innen vor.

Es handelt sich, wenn man so will, also um eine visuelle Art und Weise sich dem Besucher vorzustellen und das Programm zu präsentieren. Dementsprechend ist das einer der besten Orte, um einen Besuch zu beginnen. Direkt gegenüber kann man den Projektraum erkunden. Dies ist ein Bereich, in dem Künstler*innen eingeladen werden, die nicht Teil des festen Portfolios der Galerie sind. Zum Zeitpunkt der Exkursion im Rahmen von „kunst.orte“ hat sich dort die Holzkörper-Installation von Peter Stohrer über den gesamten Raum erstreckt. Insbesondere die Komposition aus Farben, Formen, Überlappungen und Abständen zogen den Betrachter in ihren Bann.
Lösen wir uns nun von dieser fesselnden Vorstellung des Projektraums und gehen die Treppen hoch. Auf dem Weg nach oben erhaschen wir bereits einen Blick auf die Ausstellung „OFF THE GRID“. Doch zunächst gehen wir nach ganz oben. Dort sind zwei Räume den Brüdern Maik und Dirk Löbbert gewidmet. Das Thema dieser Ausstellung sind im Allgemeinen Eingriffe in schlichte Situationen. Dieses Sujet finden wir umgesetzt in einer monumentalen Wandmalerei und schwarz-weiß Fotografien. Auf den Fotografien abgebildet sind unscheinbare Situationen oder Gegenstände, in welche meist farbige Körper eingefügt wurden. Alles an diesen Werken wirkt insgesamt unglaublich passend und doch irgendwie unpassend zugleich.

Als letztes möchte ich Sie, lieber Leser, wieder die Treppen mit nach unten nehmen. Aber diesmal erfahren wir etwas über die spannende Ausstellung, welche namensgebend für diesen Artikel, sowie den Ausflug der Gruppe „kunst.diskurs“ war: „OFF THE GRID“.
„OFF THE GRID“ ist eine mobile Non-Profit-Ausstellung, die von dem Künstler Roman Lang in Kooperation mit der Galerie Gisela Clement entwickelt wurde. Das Herzstück von „OFF THE GRID“ ist die auf den ersten Blick recht unscheinbare Kunsttransportkiste – Die Box. In dieser räumlich begrenzten Holzbox, welche ebenfalls Charaktereigenschaften eines Rasters mit sich bringt, reisen die verschiedenen Werke kreuz und quer auf der Weltkarte. An diesem Punkt wird klar, welch eine große Rolle Raster spielen können und wo sie überall auftauchen: Karten, Gebäude, Buspläne und vielleicht auch unsere Denkmuster? Die Linien bieten Grenzen, die Zwischenräume Freiheit. Das sind einige der Themen, die sich in dem Inhalt der Ausstellung widerspiegeln. Die Künstler*innen spielen auf so vielfältige Art und Weise zwischen, mit und in Rastern und doch haben sie alle zwei Sachen gemeinsam: Die Box und das Raster, the box and the grid.