Roman Lang – Neon!

Neon! Eine Farbe, die warnt, die betont, die Hilfestellung leistet und doch, wenn sie in der bildenden Kunst auftaucht, selten ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Wohlbefindens auslöst. Die Farben, die Roman in seinen Kunstwerken verwendet sind laut, unbequem und sind Alles, was man nicht erwartet, wenn man in die „heiligen Hallen“ eines Museums schreitet.

Mit dem Aufkommen einer Künstlergeneration, die durch die Vielfalt an Buntheit, Formexplosionen und Synthesizern, kurz, den 80er Jahren geprägt wurde, lässt sich ein Begegnen dieses Einflusses auch in der zeitgenössischen Kunst nicht wegdenken. Denn besonders das politische Narrativ dieses Jahrzehnts, das ein Aufwachen, ein Verändern und ein Extrem nach dem anderen befeuert, lässt sich heute, im Jahr 2022, mehr denn je wieder finden. Auch wenn Roman Lang niemand ist, der sich der Nostalgie hingibt, sieht er in jenem Narrativ eine Chance, die Prägung seiner Ästhetik, die er aus jenen ersten kulturellen Einflüssen entnommen hat, mit dem politischen Gedanken des Aufwachens zu vereinen um einen klar definierten Blick in die Zukunft zu schaffen.
So nutzt Roman schon lange seine Kunst, um eben jene Forderung des Veränderns in die Gesellschaft hineinzutragen. Dazu verwendet er nicht, wie man es von einem Kind der Punkbewegung erwarten würde, laute Parolen oder groß gedruckte Imperative. Stattdessen macht er sich die Möglichkeiten der indirekten Kommunikation zu Nutze, die zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk entsteht. Mit dem Blick auf das Werk versucht dieser unwillkürlich nachzuvollziehen, was abgebildet ist. Dabei hat Roman einen ganz entschiedenen Vorteil: und zwar die Neugierde des Menschen, verstehen zu wollen, wie die Dinge um ihn herum funktionieren.

Vor allem dann, wenn diese so erschließbar erscheinen. Definierbare Formen, klare Farbstrukturen und deutliche, wenn auch verwirrende Kontraste wie Neon und Holz, scheinen für jeden verständlich. Der Versuch zu verstehen „Was wohl die Intention des Künstlers war?“ scheint eine Herausforderung zu sein, der man gewachsen ist. Denn der Haken, an dem der Künstler seine Betrachter abfangen möchte, schwimmt auf der Oberfläche des Wassers. Doch was man beim ersten Betrachten nicht erahnt, ist, dass jenes Gewässer tiefer ist, als Neonfarben und geometrische Formen es erscheinen lassen.
Während man vor den großen Holzpaneelen steht und beginnt zu rätseln, welche Fläche wohl wie abgeklebt und welche Farbe zuerst aufgetragen wurde, beginnt bereits der Prozess, den Roman durch seine Kunst auslösen möchte. Der Betrachter soll sich in der Komplexität der Formen und Farben verlieren können. Das System, das in dem Schaffungsprozess der Werke steckt, ist eine Flucht - pun intended – nicht nur für den Künstler, sondern vor allem auch für all jene, die sich vor das Bild stellen und versuchen zu verstehen.
Dieses Suchen nach System, das darin festeingeplante finden von Fehlern, von Kontrasten, von Schockmomenten, Unverständnis und vielleicht sogar Ablehnung ist eine Aufgabe, die Roman Lang jedem seiner Werke mitgibt, wenn er sie in die große weite Welt hinausschickt. Denn mit jenem intensiven Hadern und Grübeln schenkt er dem Betrachter einen Moment von Ablenkung, vom Vergessen der Dinge, die ihn sonst belasten und schafft damit viele kleine Momente der Freiheit.

Janis Joplin sang einst „Freedom´s just another word for nothing left to loose”: zwar wird wohl niemand diesen Zustand von Unbeschwertheit in seinem Leben finden können, aber mit dem Begegnen von Kunst, schafft man sich immerhin kleine Momente, in denen man nichts mehr zu verlieren hat und vielleicht etwas Freiheit finden kann.
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