Bei gesellschaftlichen Auf- und Verarbeitungsprozessen von Verbrechen stehen oftmals die Geschichten der Täter im Mittelpunkt, die „Opfer“ hingegen müssen mühsam um Stimme und Gehör kämpfen. Es war und ist noch immer gängige Praxis, dass „Opfer“-Schicksale von Außenstehenden betrachtet, verhandelt und schließlich ad acta gelegt werden. Beispiele für diesen Umstand finden sich in sämtlichen Bereichen, in denen es um Vergangenheitsbewältigung geht. Als medial beleuchtetes Beispiel sei nur der Umgang mit institutionellem Rassismus und Fremdenhass genannt. In der „Opfer“-Rolle finden sich mehrheitlich Minoritäten innerhalb der Gesellschaft.
Dennoch ist in letzter Zeit ein Wandel spürbar. Immer öfter erheben „Opfer“ selbstbewusst ihre Stimme.
Ein Zauberwort um Wunden zu heilen, Schicksale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und für eine bessere Zukunft vorzusorgen heißt Teilhabe. Niemand kann einschneidende Ereignisse und deren Folgen besser beschreiben als Menschen, die sie unmittelbar erlebt haben oder deren Hinterbliebene, die sich oftmals in ihrem Bewältigungsprozess von der Mehrheitsgesellschaft ignoriert oder ausgeschlossen fühlen.
Mit Resist! Die Kunst des Widerstands präsentiert sich im Rauchenstrauch-Joest-Museum-Kulturen der Welt, Köln eine Ausstellung in fünf Kapiteln, die 500 Jahre antikolonialen Widerstand auf der Südhalbkugel textlich und audio-visuell nacherzählt.
Der Besucher begibt sich auf eine emotionale Zeitreise und kommt den Schicksalen von Menschen (u.a. rechtsextremistischer Terrorakt von Hanau, 2020) und ganzen Volksgruppen (u.a. Völkermord an den Herero und Nama, das Schicksal des Königreichs Benin im heutigen Nigeria oder die Vertreibung von Sinti und Roma) näher, die zum Spielball des imperialistischen Westens wurden und trotz aller Umstände immer ihren Werten und Traditionen treu geblieben sind. Neben der Dokumentation erschreckender historischer Ereignisse durch Schrift- und Audioquellen gelingt der Ausstellung durch die Teilhabe von 40 zeitgenössischen Künstler*innen aus jenen Bevölkerungsgruppen der Sprung in die Gegenwart. Einer Gegenwart, der es noch an Vielem mangelt, die allerdings durch Initiativen wie diese Ausstellung es ist, immer weiter auf- und durchgerüttelt wird, um sich endlich der längst überfälligen Vergangenheits-und Gegenwartsbewältigung zu stellen. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Institution Ethnologie-Museum oder Museum-Kulturen der Welt wie sich das Rauchenstrauch-Joest-Museum offiziell nennt. Doch ein erster Schritt ist gemacht!
Die Schicksale der Menschen, die in dieser Ausstellung Wort und Gehör finden verdienen es, dass ihre Geschichten von einer noch breiteren Öffentlichkeit gehört zu werden.
RESIST! Die Kunst des Widerstands ist noch bis zum 9. Januar 2022 zu besuchen.
Ein Besuch lohnt sich!
Nähere Informationen zum Besuch gibt es hier, link.