Bedrückend wirkt der im Zentrum stehende ins halbdunkel getauchte Kubus: Seine Wände zeigen Fotografien der Wohnung, in der sich die verzweifelte Familie Frank 761 Tage lang vor den Nationalsozialisten verscharrte bis sie 1944 von Unbekannten verraten und damit ihr Schicksal besiegelt wurde. Für einen kurzen Moment versetzt die Installation den Besucher an jenen Ort, in das heimische Gefängnis der Franks, das von mehr Angst als Geborgenheit erfüllt gewesen sein muss.
Die vom 10. Mai bis 1. Juli laufende Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ in Köln zeichnet den Lebensweg eines jungen Mädchens nach – stets verwoben mit einschneidenden politischen Schlüsselereignissen. Welche historischen Entwicklungen tangierten seit der Weimarer Republik das Familienleben der Franks und zwangen sie zu folgenreichen Entscheidungen? Sechs um den Kubus aufgestellte Tafeln erzählen ihre Geschichte, konserviert wie in einem Bilderalbum. Kurze Bildbeschreibungen, Texte zum politischen Kontext und allgemeine Fakten zum NS-Regime ergänzen die Fotografien einer glücklich wirkenden Familie. Zwischengeschaltete Pfeiler skizzieren mit prägnanten Zitaten den damaligen Zeitgeist.
Herausgekommen ist kein weiterer kitschig pathetischer Reisebericht über Suche, Grenzerfahrung und die Erkenntnis über Sinn und Wesen des Lebens und der Welt. Herausgekommen ist eine Sammlung vieler kleiner textlicher sowie bildlicher Porträts über Menschen, die den Autoren Zugang zu ihrem Inneren gegeben haben. Um ihre Gesprächspartner in den Vordergrund rücken zu lassen, nehmen sich die Autoren stets bewusst zurück, was eine große Stärke des im Dumont Verlag erschienenen und liebevoll verlegten Buches ist.