Mit seinem 2005 erstmals erschienenen
Das Jahrhundert hatte der Philosoph und Dramatiker Alain Badiou (*1937 in Rabat) ein unzeitgemäßes Buch vorgelegt. In ihm lässt er sich auf die Radikalität des 20. Jahrhunderts am Beginn des 21. ein. Er ordnet generalisierend, verzichtet trotz detailreicher Analysen auf subkutan-feingliedrige Schnitte und lässt immer wieder seine Bewunderung für die verhängnisvolle Unbedingtheit des vergangenen Jahrhunderts in Politik, Kunst oder Sprache durchblicken. Dies hat ihm den Vorwurf der „Militanz des Denkens“ (Maximilian Probst, Zeit, 8. Februar 2007,
http://www.zeit.de/2007/07/ST-Badiou2) eingebracht.
Brauchen militante Zeiten militante Denker?
Erstaunlicherweise bedient sich die jüngere Gegenwart immer häufiger Vergleichen, Begrifflichkeiten sowie Bildern, die einen unweigerlich in die von Kriegen geprägten Jahre 1900 bis 1970 zurückkatapultieren und die Frage aufwerfen, ob das 20. Jahrhundert wirklich schon ad acta gelegt werden kann. Wie lassen sich diese rückwärtsgewandten Anleihen denken? Müssen wir unsere Köpfe ein Stückweit aus digitalen bis postdigitalen Morgennebeln herausziehen und nicht verhandelbare Überzeugungen für ein 21. Jahrhundert gegen das nicht loslassende 20. Jahrhundert formulieren? Badious
Das Jahrhundert könnte sich als erdende Lektüre eignen.
Jedoch sei folgend ein distanzierter, ein schielender Blick auf Badiou vorgeschlagen: Neben der These, dass sich
Das Jahrhundert derzeit erschreckend aktuell liest, soll am Ende die Frage anklingen, wie wohl das ausklingende 21. Jahrhundert diesen in seinen Nullerjahren verfassten Text auslegen würde? Offenbart er einen Moment, in dem sich durch alle Anachronismen hindurch die Sehnsüchte unterschiedlicher Generationen unsanft treffen? Koinzidieren die Sehnsucht des linken 68ers Badiou nach einem neuen „politische[n] Projekt, grandios, episch, gewaltsam“, die Forderung nach einem neuen Beuys oder das Ausrufen eines „Artivismus“ mit den Sehnsüchten einer jungen, nicht mehr nur westlichen Generation, die sich über ökonomische Belange hinaus zu den „99 %“ zählt, die schwankend zwischen Selbstverwirklichungs-, Selbstoptimierungs-, Arbeitsmarkts- sowie Weltverbesserungsdruck sozialisiert wird? Doch beginnen wir beim Verlust.
Als über Nacht ein Jahrhundert verloren ging
„Was für ein Moment! Wir schreiben das Jahr 2016 und werden Zeuge eines Militärputsches?“ fragt ungläubig der in Istanbul lebende Journalist Bülent Mumay. Das „Sich-die-Augen-reiben“ kann man seinem persönlichen Kommentar zu den jüngsten Machtkämpfen in seiner Heimat förmlich ablesen (Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 17. Juli 2016,
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hightech-nacht-in-istanbul-getwitterter-putsch-14343872.html). Und auch Details der Ereignisse, die Wortwahl aller Beteiligter und die z.T. völlig unreflektierte Übernahme dieser Begriffe seitens der Medien wecken das Gefühl, jemand drehe in „Echtzeit“ die Uhren zurück. Schon in der Putschnacht versprach die regierende AKP Säuberungsaktionen, die die Reinheit des von einer Krankheit befallenen Heeres wieder herstellen sollten. Imame und Minarette befeuerten neben Fernsehen, FaceTime-Ansprachen Erdogans und flächendeckender Präsidenten-SMS – muss man hier von einem neuen Gleichschaltungsbegriff im Bereich der Kommunikationsmöglichkeiten ausgehen – zahlreiche Gegenaufmärsche. Bei Landung und Rede Erdogans am Istanbuler Flughafen, es ist Samstag, 3 Uhr in der Früh, schrieen laut Welt am Sonntag seine Gefolgsleute Parolen wie „Hier die Armee, hier der Kommandant“ oder „Sag es, und wir töten, sag es, und wir sterben.“ Später die Bilder von Polizisten, Soldaten, Zivilisten, die einander angreifen und aufeinander schießen, von sich ergebenden Soldaten, die niedergetreten, geprügelt, mit Gürteln „gezüchtigt“ werden, von Bürgern (passt hier der Begriff noch?), die lynchen und einem Soldaten die Kehle durchschneiden. Am Ende einer langen Nacht der kurzen Machtübernahme ist der Aufstand des Militärs im Keim erstickt und Erdogan erklärt seinen Sieg zur „Heldentat der Demokratie‘“ (zitiert nach Can Dündar, Chefredakteur Cumhuriyet, in: Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17. Juli 2017). Im Laufe des selbigen Tages werden auf einen Schlag über 2700 Richter entlassen – dagegen standen zunächst „nur“ knapp 2900 verhaftete Soldaten. In weiser Voraussicht installierten die „Sieger“ einen abwesenden Feind als verantwortliche Schattenfigur. Der ehemalige Weggefährte Erdogangs, Fethullah Gülen, wurde als Hamlets Geist von Dänemark bzw. Hitlers „internationales Finanzjudentum“ beschworen, um über den Putsch hinausreichende Machtbefugnisse zu erwirken und den Ausbau des Präsidialsystems voranzutreiben. Für jenes hatte der Amtsinhaber Erdogan kürzlich „Hitler-Deutschland“ als Orientierung genannt (
http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-nennt-hitler-deutschland-als-beispiel-fuer-praesidialsystem-a-1070162.html). Erdogans AKP erklärte auf allen Kanälen „die Bewegung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich und kündigte Vergeltung an: ‚Sie werden einen sehr hohen Preis für diesen Verrat zahlen.‘ Über die Einführung der Todesstrafe könne im Parlament gesprochen werden, sagte Erdogan vor Anhängern. ‚Es ist auch nicht nötig, sich dafür von irgendwoher eine Erlaubnis einzuholen‘“ (
http://www.taz.de/Nach-dem-Putschversuch-in-der-Tuerkei/!5325502/). Inzwischen versammeln sich Tausende „Jubelperser“ vor der Präsidenten-Residenz und fordern als lautstarke Horde öffentlichkeitswirksam und „mit-reißend“ von unten die von oben eingestreute Parole Todesstrafe.
Das Fazit des eingangs zitierten Journalisten Mumay lautet: „Wir sind aufgewacht in einem Land, das über Nacht ein ganzes Jahrhundert verloren hat.“ Die Auswirkungen dieses Verlustes werden sich für die Türkei, Europa, die arabischen Staaten zeigen; und zeigen sich derzeit in der „Aufarbeitung“ seitens der demokratisch legitimierten und die Demokratie abschaffenden Regierung. Was sich aber in einer geopolitisch wie kulturellen Unmittelbarkeit in der Folge des Putsches in der Türkei erneut bewies: Was man für das 21. Jahrhundert abgelegt, für politische Relikte vergangener Jahrzehnte, höchstens noch in staubiger Hollywood-Historienkittelei vorkommend hielt, wiederholt sich, lebt fort, ist jederzeit aktivierbar und aktiv.
Badious 20. Jahrhundert
Das Jahrhundert überschrieb der sich so kritisch wie linkspolitisch einbringende Alain Badiou seine Vorlesungen, die er zwischen 1998 und 2001 hielt und 2005 erstmals publizierte. Ein Denker, der sein Denken an der Schwelle zum 21. Jahrhundert selbst überdenkt, in Teilen revidiert und seinen Blick aus einer offenen Distanzlosigkeit heraus auf ein „Jahrhundert der Kriege“ zurückwirft. Es war in Badious Augen jedoch nicht nur ein Kriegerisches. Zugleich hatte es sich „das Neue“ auf die Fahne geschrieben und war „von der Idee besessen gewesen, den Menschen zu verändern, einen neuen Menschen zu schaffen“ (Jahrhundert, S. 17, die Zitate folgen der unten angegebenen zweiten Auflage). Hierbei folgte es seinen Ausführungen nach einer Entweder-oder-Rhetorik, dem Gesetz der Zwei, sprich der Entzweiung, dem Antagonismus. Es suchte nicht nach der dialektische Synthese, sondern wollte endgültige Entscheidungen erzwingen: „es handelt – hier und jetzt“ (S. 46). „Die Passion des Jahrhunderts ist das Reale, aber das Reale ist der Antagonismus. Darum ist die Passion des Jahrhunderts – seien es Weltreiche, Revolutionen, Künste, Wissenschaften oder das Privatleben – nichts anderes als der Krieg. ‚Was ist das Jahrhundert?‘, fragt das Jahrhundert. Seine Antwort lautet: ‚Das letzte Gefecht‘“ (S. 52).
Entlang von Gedichten, Theaterstücken, Kunstwerken, Briefen, Erlassen, Archivalien versucht Badiou zu denken, „wie sich das Jahrhundert selbst gedacht hat“ bzw. „wie das Jahrhundert sein Denken gedacht hat“ (S. 11). Dank dieses Vorgehens verweigert das Buch schon in seiner Methodik das Schweben in theoretischen Meta-Gefilden und zimmert sich entlang der Auslegung konkreter Beispiele einen Rahmen, der dem eigentlich viel zu großen Vorhaben, die Axiomatik eines Jahrhunderts destillieren zu wollen, Halt gibt. Während man Badiou in seinem „close reading“ und seinen Überlegungen folgt, reibt man sich immer wieder verblüfft die Augen über die Vergleiche, Begriffe und Bilder, die das zurückliegende Jahrhundert in den von Badiou ausgewählten Quellen für sich selbst wählte, und die Fiktionen, die es von sich selbst entwarf. Einerseits erscheint dies weit weg, vergangen, ein abgelegtes Jahrhundert, das mit der eigenen Gegenwart, dem 21. Jahrhundert, seinen Worten, Narrativen, Selbstimaginationen herzlich wenig zu tun hat. Auch Badiou schien es vor 10 Jahren schwer vorstellbar, dass der sich digitalisierende Mensch noch immer von der radikalisierenden Passion des Realen beherrscht wird. Entsprechend lässt er das 20. Jh. früher enden: „Das Jahrhundert hat ausgesprochen, daß sein Gesetz die Zwei ist, der Antagonismus, und in diesem Sinne ist das Ende des Kalten Krieges (amerikanischer Imperialismus gegen sozialistisches Lager) […] auch das Ende des Jahrhunderts“ (S. 76). Das Jahrhundert der „totalen“ Kriege und das Projekt des neuen Menschen sei dann von den liberalen Jahrzehnten und kapitalistischen Automatismen abgelöst worden. Heute mache sich niemand mehr Gedanken darüber, „politisch einen neuen Menschen zu schaffen“. Diese Frage habe man den Genetikern sowie „lammfrommen Ethik-Kommissionen“ überlassen. Es fehle ein „politisches Projekt, grandios, episch, gewaltsam“ (S. 18).
Wir sind noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen
Anderseits: Wenn man die Ereignisse, die tagesaktuell angebotenen Antworten, Fiktionen, Narrative und genutzten Begriffe wie Bilder anschaut, ist das 20. Jahrhundert im Sinne Badious kein vergangenes, kein abgelegtes oder gar überwundenes. Im Überdenken der jüngsten Ereignisse in der Türkei, aber auch im Nachdenken über sich zum Erfolg radikalisierende Rechte, die neue Macht der Populisten, Konservativen und Reaktionäre, im Nachdenken über die aus innenpolitischem Kalkül in mehreren Mitgliedsstaaten vorangetriebene Abwicklung der EU und die egoistisch einkalkulierte Vergiftung der Idee Europa scheint es immer leichter, Badious Thesen und Analysen in die Gegenwart zu denken. Sind wir schon im 21. Jahrhundert angekommen? Die Genetiker vielleicht, die Geschwindigkeiten der Bilder und Informationen, Googles Smart-City, die Algorithmen und die immer höher aufgelösten Oberflächen heimischer Fernsehgeräte. Doch wir, unser Denken? Welches sind die politischen Fiktionen, in denen wir die Gegenwart formatieren?
Nehmen wir den ersten großen Bruch zum Aufbruch in das neue Jahrhundert, die einstürzenden Twin Towers und die politischen Antworten auf 9/11. Man flüchtete sich in das „Gesetz der Zwei“, konstruierte eine „Achse des Bösen“, frönte der „Entweder-Oder-Rhetorik“ und marschierte, mit fingierten Beweisen ausgestattet und der „Passion des Realen“ verschrieben, in ein Land ein, stürzte Statuen vom Sockel und demütigte die Gefangenen. Im Sinne der von Badiou für das 20. Jahrhundert herausgestellten Denkweise erwartete man, dass „die Zerstörung der Boden ist, auf dem das Neue sich der Welt bemächtigen kann“ (Jahrhundert, S. 60) und Demokratien aus Ruinen auferstehen. Der amerikanische Bildwissenschaftler J.W.T. Mitchell setzte sich in
Das Klonen und der Terror: Der Krieg der Bilder seit 9/11, 2011 erscheinen, näher mit den sprachlichen wie visuellen Bildern rund um den 11. September auseinander und sei als erweiternde Lektüre genannt.
Das große Reinemachen
Nun „schreiben [wir] das Jahr 2016 und werden Zeuge eines Militärputsches“ und das Wort „Säuberung“ scheint offiziellen Demokraten sowie schreibenden Journalisten ohne Schweißausbrüche über Lippen und Federn zu gehen. „Die Säuberung gehört zu den großen Parolen des Jahrhunderts. Stalin hat es klar gesagt: ‚Die Partei stärkt sich nur, indem sie sich säubert‘“ (Jahrhundert, S. 69). In Rückbezug auf den Philosophen Hegel, der sich in seiner
Phänomenologie des Geistes bereits 1807 auch dem „revolutionären Terror“ gewidmet hat, ordnet Badiou diese Stalin’schen Säuberungen klar der staatlichen Terrorherrschaft zu: Zwangsläufig stehe der „Säubernde“ in Diktion und Operation auf Seiten des Terrors
Aktuell scheinen die Seiten und Grenzen aber weniger klar abgesteckt. Der Begriff des Terrors ist so überdeterminiert, dass er sich leicht instrumentalisieren und als undifferenzierte Schrotflinte auf beinahe alles und jeden richten lässt – vorausgesetzt das Denken bzw. die „Stimmungen“ sind von Ängsten und Feindbildern entsprechend geframed. Ins Extrem zugespitzt und alles andere als neu: Der Andersdenkende ist konsensgefährdend, eine potentielle Gefahr und als potentieller Terrorist zum Schutze der Allgemeinheit sowie Ordnung/Demokratie präventiv auszusondern bzw. zu bekämpfen.
Ferner fragt Badiou im Zusammenhang mit den das 20. Jahrhundert begleitenden „Säuberungen“ nach der Beziehung zwischen „Gewalt und Maske“ (S. 62), „zwischen Gesicht und Maske, zwischen Nacktheit und Verkleidung“ (S. 63), dem Realen und dem Schein. Denn freilich ginge es den großen Reinemachern stets darum, das Wahre hinter dem Schein aufzudecken, die „Terroristen“ bzw. „Feinde“ zu entlarven und jenen, welche die gute Herrschaft unterwandern – in Wissenschaft, Medien, Justiz, Militär, Polizei, Politik -, ein für alle Mal ihre Masken herunterzureißen. Aktuelle Bilder von in Unterhosen abgeführten Soldaten oder Richtern, Großaufnahmen von den verkrusteten Gesichtern der „demaskierten“ Putschisten wirken wie anachronistische Illustrationen Badiou’scher Analysen.
Im Rahmen dieser radikalen Real/Schein-Logik wäre der Putsch in der Tat ein „Geschenk Allahs, weil er uns erlaubt, das Militär zu säubern“, so Erdogan. Bezüglich der staatlich verordneten Hygienekur in der Türkei schrieb die Frankfurter Rundschau: „Als in Ankara noch geschossen wurde, rollten bereits die ersten Verhaftungs- und Säuberungswellen in der Türkei. Bis zum Sonntag wurden rund 6000 angebliche Putschisten und Terroristen festgenommen – aber es wurden auch ein Fünftel aller Richter suspendiert sowie Haftbefehle für mehr als 2400 Richter und Staatsanwälte ausgestellt, darunter Verfassungsrichter. Keine Verwaltung kann Beweise gegen so viele Menschen in so kurzer Zeit sammeln. Es ist offensichtlich, dass Regierung oder Präsidialverwaltung schwarze Listen in der Schublade hatten, die jetzt abgearbeitet werden.“ (Frank Nordhausen, Frankfurter Rundschau, 17. Juli,
http://www.fr-online.de/leitartikel/putschversuch-ein--geschenk-allahs-,29607566,34510626.html).
Doch da es nicht leicht ist, „die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen“ zu sortieren, „ist das Ziel dieses Kampfes potentiell jeder, und das heißt: jeder ist verdächtig.“ „Was ist unter diesen Bedingungen das einzig Gewisse? Es ist das Nichts. Einzig das Nichts ist unverdächtig […]. Die Logik der Säuberungen, bemerkt Hegel, besteht darin, das Nichts geschehen zu lassen. Am Ende ist der Tod […] das einzige, was nicht verdächtigt werden kann“ (Jahrhundert, S. 70). Nun müht sich Erdogan mit seinen Eingeschworenen, nach den Verhaftungswellen mittels der Todesstrafe „das Nichts“ zu seinem „Recht“ kommen zu lassen. Dabei kann nichts bezeugen, „daß das Reale real ist, nichts als das Fiktionssystem, in dem es die Rolle des Realen spielt“ (S. 68). In der in den „Säuberungen“ intendierten „Gleichschaltung“ weben die Machthabenden das Netz dieses Fiktionssystems gerade engmaschiger und dichter. So eng, dass es auch in andere Länder in Form erhitzter Erdogan-Demonstrationen oder Verfolgung angeblicher sowie bekennender Gülen-Anhänger übergreifen kann.
Brüchige Referenzen
Wie bezüglich des Begriffs „Terror“ bereits angedeutet, scheint die definitorische und denotierende Macht der Worte derzeit in einem bemitleidenswerten Zustand; Referenz und Referenzrahmen scheinen brüchig. Nehmen wir „Flüchtling“ oder „Demokratie“ hinzu, dann erscheinen Worte inzwischen genauso ausgehöhlt und instrumentalisierbar, wie man es gern den zirkulierenden Fotografien vorwirft. Als ginge es vielmehr um das Erregungspotential, denn um die Kraft der Bezeichnung. Bilder und Begriffe flottieren zwischen Mündern und Kanälen, oftmals fehlen (bewusst) die konkreten Kontexte, welche ihre assoziationsgespickten Oberflächen zu Informationen und Werkzeugen formatieren könnten.
Im Rückgriff auf Bertolt Brechts Text von 1932 konstatiert Badiou den seitens der Nazis vorangetriebenen „Verfall der Sprache […]. Angegriffen ist die Fähigkeit der Worte, zu benennen, der Bezug zwischen den Worten und Dingen ist aufgelöst. [Brecht] konstatiert […], daß ein zentraler Aspekt jeder Unterdrückung im Endstadium dieser Ruin der Sprache ist, diese Verachtung jeder erfinderischen und strengen Benennung“ (S. 61). Man kann im Namen der Demokratie jeden militärischen Staatsstreich aufs Schärfste verurteilen, aber warum kappte die Presse – auch schon angesichts vorangegangener Ereignisse – so zögerlich jede Verknüpfung zwischen dem Namen Erdogan und dem Begriff Demokratie? Weben die internationalen Stimmen nicht – aus Trägheit, aus Angst, aus vorweggenommener „Devotie“ – an des Sultans neuen Kleidern mit, wenn sie erst so spät vom Autokraten und seinem diktatorischem Vorgehen sprechen? Erdogan selbst macht hieraus kein Geheimnis, man erinnere sich des selbstgewählten Hitler-Vergleichs. Warum tat sich die internationale Berichterstattung so schwer, das Deckmäntelchen Demokratie wegzuziehen? Könnte sie nicht freier, diskursbildender, reflektierter agieren als die Politiker, anstatt sich gleichsam ins Geschirr der Diplomatie einzupassen? Schwächten diese zögerlichen Begriffskorrekturen nicht letztlich demokratische Gegenbewegungen sowie die parlamentarische Opposition innerhalb der Türkei? Können die an Kiosken mit Bildzeitung & Co. konkurrierenden Printmedien heute nicht mehr reflektierender „Stein des Anstoßes“ sein? Kritische, gesellschaftlich geführte Debatten anstoßen, anstatt diese katalysierend aufzugreifen, wenn sie längst an den Stammtischen angekommen sind? Inzwischen hat man das Erregungspotential des Begriffs „Diktator“ erkannt.
Dass Badiou selbst einer der konsequentesten Kritiker des aktuell ausgehöhlten Demokratiebegriffs ist, sei an dieser Stelle lediglich angeführt: „Die unbarmherzige nackte Macht, die uns zerstört, lässt sich von allen erkennen und sogar lieben, sobald sie sich mit dem Wort ‚Demokratie‘ bedeckt. […]. Wir müssen die demokratische Sentimentalität aus unseren Seelen reißen. Andernfalls wäre der Schluss sehr düster, die Gegenwart würde früher oder später in das Schlimmste umschlagen“ (Badiou: Die Pornographie der Gegenwart, Wien 2014, S. 32). Durchaus und zu Recht ließe sich Kritik an Badious radikalen Demokratie-Polemiken üben. Bloß wie lässt sich das Paradox erklären, dass sich ausgerechnet der nun zur Durchsetzung seiner Autokratie säubernde Erdogan mit Demonstrationen schmückt, sein politisches Überleben als „Sieg der Demokratie“ deklariert und sein „Fest der Demokratie“ mit der Ausrufung des Ausnahmezustandes krönen kann?
„‚Aber er hat ja gar nichts an!‘ sagte endlich ein kleines Kind. […] ‚Aber er hat ja gar nichts an!‘ rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ,Nun muß ich aushalten.' Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war“ (Hans Christian Andersen:
Des Kaisers neue Kleider). Hinsichtlich des Begriffs Demokratie steht der Kaiser ziemlich nackt dar, mit dem Begriff Autokratie belegt ist er durchaus „gut bestückt“. Der Journalist und Türkei-Korrespondent Frank Nordhausen weigerte sich in seinem Leitartikel vom 17. Juli, die Schleppe zu tragen. In dem oben zitierten Artikel der Frankfurter Rundschau heißt es kritisch bezüglich der in der Putschnacht von Obama, Merkel & Co. erklärten Unterstützung: „Die weltweite Solidarität eröffnete dem Autokraten zugleich die Chance, sich international als Demokrat zu rehabilitieren“ (Frank Nordhausen, Frankfurter Rundschau, 17. Juli,
http://www.fr-online.de/leitartikel/putschversuch-ein--geschenk-allahs-,29607566,34510626.html).
Vom Monstrum ausgehen
Badiou hat ein so faszinierendes wie kompromissloses Denken des 20. Jahrhunderts aus den von ihm gewählten Dokumenten destilliert und ein anachronistisches Buch zum Start ins neue Jahrtausend vorgelegt – das aktueller scheint, als einem lieb ist. Distanzlos, tendenziös und mit klar subjektiver Färbung verknüpft er die „Entweder-oder-Disjunktionen“, folgt „den Faschismen und Kommunismen“ (S. 17), spitzt zu und überspitzt, was ihm durchaus Kritik eingebracht hat. So kommt Marco Stahlhut in seiner Rezension für die eigentlich bekennend links stehende taz zu dem Schluss: „Mit Badious politischer Philosophie [...] könnte man wirklich alles begründen, von staatlichen Gewaltexzessen bis zu individualistischem Terror.“ Er verteidige „die Radikalität des 20. Jahrhunderts – und nimmt dafür die Schreckensherrschaft eines Stalin oder Mao billigend in Kauf“ (Marco Stahlhut, taz, 30.12.2016,
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2006/12/30/a0190). Dies lässt sich kaum von der Hand weisen. Denn auch wenn der engagierte Linke immer wieder versichert, es ginge ihm nicht darum, das Jahrhundert „zu rehabilitieren, nur es zu denken und mithin sein Denkbarsein verfügbar zu machen“ (S. 14), will er auch kein „Wasser leiten auf die Mühlen jener weichlichen und moralistischen Kritik, die heute gewöhnlich an der absoluten Politik oder am ‚Totalitarismus’ geübt wird“ (S. 69). Ein schmaler Grad, dem der Wille eingeschrieben ist, das Projekt Kommunismus ins 21. Jahrhundert zu retten und gegen den „Triumph[ ] des Kapitalismus und des Weltmarkts“ (S. 11) wieder in Stellung zu bringen.
Vorsicht ist also geboten, wenn man sich auf dieses Buch einlässt, welches sich selbst stellenweise (zu) distanzlos auf die radikalen Gedanken des vergangenen Jahrhunderts einlässt. Doch ist es anderseits eben diese Distanzlosigkeit, die Badiou, ein Barfuß-Denker, lesenswert macht. Und indem er sich bewusst auf das Monströse einlässt, seine Thesen „vom Monstrum aus“ (S. 218) entwickelt, zeigt er als denkbar auf, was einmal denkbar war – noch immer denkbar ist, derzeit wieder gedacht, laut gedacht wird und Tatsachen schafft. „[I]ndem ich sie [Nazismus und Stalinismus] als Gedanken oder Politik identifiziere, versehe ich mich letztlich mit den Mitteln, über sie zu urteilen“ (S. 12).
Die aktuell auf verschiedenen Ebenen geführten Diskussionen scheinen dagegen oft keine Mittel zu kennen, das Radikale heute neu zu durchdenken. In den Anachronismen des noch jungen 21. Jahrhunderts – zwischen Smart-Cities, sich neugründenden Bürgerwehren oder Militärputsch mit folgenden „Säuberungsaktionen“ bei „ausgesetzten“ Menschenrechten – scheint es uns, den in den liberalen Jahren Geborenen oder durch sie Verwöhnten, schwer zu fallen, sich dem vermeintlich Abgelegten, dem Monströsen erneut zuzuwenden; zu überdenken, ob wir wirklich schon im 21. Jahrhundert angekommen sind. Badiou, der auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert die „Verwandtschaft, die zwischen dem politisch Realen des Nazismus und der angeblich demokratischen Unschuld besteht“ (S. 13) oder die realitätslenkende „Vitalität der Fiktion, also das, wodurch sie zur realen Macht wird“ (S. 66) fokussiert, kann mit seinen anachronistischen Schneisen einen erdenden Zugang zum Radikalen unserer Gegenwart ermöglichen.
Das Jahrhundert vom Ende des 21. aus gedacht
Versetzen wir uns in die Jahre 2098 bis 2105 und stellen wir uns vor, wir hätten„[a]us der Produktion des Jahrhunderts ein paar Dokumente auszuwählen, ein paar Spuren, die indizieren, wie sich das Jahrhundert selbst gedacht hat“ (S. 11). Verraten Badious Analysen bereits etwas über unseren stolpernden Aufbruch ins 21. Jahrhundert?
Signifikant ist die schon mehrfach angesprochene und Badiou vorgeworfene Sehnsucht nach einem „politische[n] Projekt, grandios, episch, gewaltsam.“ Zwar könne der Mensch vieles verändern und sei technisch zu Unvorstellbarem in der Lage, doch entspräche dies „keinem Projekt. Wenn es möglich ist, dass wir künftig fünf Pfoten haben oder unsterblich werden können, dann erfahren wir es aus der Zeitung. […]. Es wird passieren im automatischen Gang der Dinge“ (S. 18). „Das Projekt [des neuen Menschen] sollte vielen den Tod bringen. Der Automatismus [des Profits] wird es gleichfalls, und er wird es weiter tun, aber ohne daß irgendjemand einen Verantwortlichen benennen kann“ (S. 19). Sein letztes Kapitel, welches er als Nachwort bezeichnet, schrieb er 2004 und widmete es dem „gemeinsame[n] Verschwinden von Mensch und Gott“. Gegen den derzeitigen „Grundimperativ […]: ‚Leb ohne Idee‘“ (S. 218) wirft Badiou „das politische Wollen des Übermenschlichen“ (ebd.) in die Waagschale: Der allgemeine Konsens gehe derzeit davon aus, „daß das politische Wollen des Übermenschlichen (oder des Menschen neuen Typs, oder der radikalen Emanzipation) nur Unmenschliches hervorgebracht hat. Aber man mußte vom Unmenschlichen ausgehen: von den Wahrheiten, von denen eintreten kann, daß wir an ihnen teilhaben. Und nur von da aus das Übermenschliche in den Blick nehmen“ (S. 218f).
Die offenen Anleihen bei dem kontaminierten Begriff des „Übermenschen“ mag man bewerten und wurde, wie oben zitiert, entsprechend gewertet (siehe Marco Stahlhut, taz, 30.12.2016,
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2006/12/30/a0190).
Der 1937 in Rabat Geborene weiß selbstverständlich, was es heißt, wenn er am Ende eines Buches zum 20. Jahrhundert eine „übermenschliche Figur“ zu denken fordert – trotzdem lässt er sich mit dieser Anleihe auf einen ambivalenten Pakt ein. Ist die Sehnsucht nach bzw. das Gefühl des Mangels an einem geistigen Überbau, einem Ziel jenseits des ökonomischen Prinzips, einer „Mission“ am Beginn des 21. Jahrhunderts inzwischen so groß, dass selbst ein linker Philosoph nicht davor zurückschreckt, Begrifflichkeiten und Bilder zu reaktivieren, die einen unweigerlich in die dunkeldeutsche Vergangenheit zurückkatapultieren?
Mit diesem gegenwärtigen Gefühl des Mangels scheint Badiou nicht allein. Die späte internationale Popularität des Postmaoisten fällt wohl nicht von ungefähr mit Bankenkrisen, Occupy-Bewegungen und postdemokratischer Frustration zusammen. Das von der Realpolitik überstrapazierte „alternativlos“ scheint als bleierner Ballast generationenübergreifend durchzuregieren und einen Druck auszuüben, dem man sich in alternativen Nischen zu entziehen sucht und den man zugleich aufzusprengen wünscht. Dieses von Krise zu Krise ausgesprochene „alternativlos“ kann als Garant schnell erkaufter Ruhe die Demokratie langfristig teuer zu stehen kommen. Wer will seine Lebenspanne schon im Korsett des „alternativlos“ verleben? Oder, wie Badiou es formulierte, „im automatischen Gang der Dinge“? Niemand, schon gar nicht, wenn zwei Jahrhunderte lang „Selbstverwirklichung“ gepredigt wurde und die Kanäle von denen, die es vermeintlich geschafft haben, den Stars und Sternchen zehren.
Von der Sehnsucht nach einem Projekt wider der Alternativlosigkeit profitieren derzeit die Populisten, mögen sie Farage, Trump, Le Pen oder Erdogan heißen. Mit der richtigen Kampagne und Simplifizierung lassen sich sehr wirkungsvoll Mehrheiten organisieren und sich demokratische Strukturen zynisch gegen eben jene selbst wenden. Ob gut, ob schlecht, ob sinnvoll oder nicht, die Alternative ist das Dagegen an sich, der gut inszenierte Antagonismus, der zu spalten und das allgemeine „So geht es ja auch nicht weiter“ zu schmieden weiß. Wie Peter Sloterdijk angesichts des Brexit kürzlich formulierte: „Wenn das ‚Volk‘ verlangt, ins Unmögliche geführt zu werden, erweist man ihm diesen Dienst allzu gerne.“ (Peter Sloterdijk: Von politischen Epidemien, Handelsblatt, 15./16./17. Juli,
http://www.handelsblatt.com/my/politik/international/peter-sloterdijk-ueber-die-eu-und-populismus-europa-hat-es-nicht-noetig-populaer-zu-werden/13879794.html?ticket=ST-3648547-YJi3CiJYa4Yd4UKynkJA-ap2) Wichtig ist die Vorgabe eines Ziels, nicht die Vorstellung seiner Machbarkeit, sowie eine gute Portion Adrenalin unter den bleiernen Mantel der Alternativlosigkeit zu injizieren, nationaler, religiöser, wutbürgerlicher Couleur. Erregung statt Argumentation: „Was sich als Information ausgibt, ist in der Sache oft nichts anderes als Erregung, Vergiftung und Zerstörung der öffentlichen Urteilskraft. Demokratie vollzieht sich nur an der Oberfläche als Austausch von Argumenten und Gegenargumenten. In der Sache ist es eine ständige Auseinandersetzung zwischen strategischen Epidemien und Impfungen.“ So habe der Brexit gezeigt, wie man ein Volk „zu selbstschädigenden Aktionen vorgeblicher Selbstbehauptung aufreizen kann“. In Großbritannien habe sich „die Macht der artifiziellen Epidemien erneut unter Beweis gestellt“ (Sloterdijk, ebd.). Den Humus für die egomanen Zyniker, die derzeit ihr reaktionär-national-religiöses Dagegen anrühren, bildet ein gefährlicher Mix aus allgemeiner Unzufriedenheit, dem Eingeschlossen-Sein im Kokon des Alternativlos, aus der Überforderung mit einem „Globalen“, das plötzlich wirklich in den Dörfern der Festung Europa ankommt, aus der Angst vor den verschiedenen Geschwindigkeiten und Leitbildern am Beginn des 21. Jahrhunderts, vor Wohlstandsverlusten oder Terroranschlägen. Für diesen Mix entstehen Parolen, die wie bei der Elektrofischerei in die Menge gehalten werden. Die Frage, ob die neue Mitte eher rechts oder links zu finden ist, scheint angesichts dessen überholt. Die neue, aktivierbare Mitte bilden jene, die sich in einem Projekt gegen das passivierende “alternativlos“ wieder(emp)finden wollen, möglichst „grandios, episch, gewaltsam“. Dass die Ideen Europa oder Demokratie einmal Projekte dieser Dimension waren, muss man vielleicht wieder in Erinnerung rufen (siehe dazu Die Zeit, 4. August 2016, insbesondere Gero von Randows Beitrag
Vorwärts und nicht vergessen). Und wahrscheinlich würde dem mehrheitlich zugestimmt, doch in der Demokratie zählt eine im Alternativlos passivierte Mehrheit nicht, sondern nur die aktivierte „Mitte“. „Jeder Körper beharrt in seinem Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung, wenn er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen wird, seinen Zustand zu ändern“, lautet Newtons
lex prima, sein um 1686 formulierter Trägheitssatz. Diese unsere Trägheit bedarf leider eines kräftigen Stoßes, der sich leichter im Dagegen, im Grandiosen, Epischen, Gewaltsamen entzündet, schneller an reaktionären Feindbilder erregt, denn sich langfristig für einen positiven Diskurs zu begeistern. Jenen forderte 1997, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert niemand anderes als der Autor Michel Houellebecq, der gemeinhin als zynisch-nihilistischer Apokalyptiker gilt. „[W]enn man den Zynismus überwinden möchte, wird es schwierig. Wenn es heute jemandem gelingen sollte, einen sowohl ehrlichen als auch positiven Diskurs zu entwickeln, wird er den Lauf der Welt verändern“ (M. Houellebecq im Gespräch mit Sabine Audrerie, 1997, zitiert nach Michel Houellebecq:
Die Welt als Supermarkt, Hamburg 2001, S.82f).
Alain Badious
Das Jahrhundert ist mitnichten der Text, in dem dieser positive Diskurs dem 21. Jahrhundert geboren würde. Und doch, sollte im Jahr 2105 eine Stimmungslage ähnlich der hier skizzierten aus der Geschichte destilliert werden, wäre er ein Dokument, in dem sich aktuelle Anachronismen überlagern, ein Text, in dem das 20. Jahrhundert im jungen 21. lesbar wird. Eine Spur, die aus der Sehnsucht nach einem neuen Aufbruch, nach dem Aufbrechen bleierner Konfektionierung und aus der Sehnsucht nach dem Initiieren eines neuen politischen Wollens mit monströsen Radikalitäten liebäugelt. Ließen sich von diesem Liebäugeln auch Verbindungen zu den Taten des 18-jährigen Attentäters von München oder zu jenem von Nizza ziehen, die ambivalente Sehnsucht nach dem Projekt, der Tat, dem Führenden, der Fahne, einem neuen, gesäubertem „Wir“ denken?