Galerie Gisela Clement

Ob daheim im Bonner GALERIEHAUS oder zuletzt bei der COFA Contemporary, die Galerie Gisela Clement ist gut aufgestellt – und sie verfolgt ein ehrgeiziges Ziel.
„Wir möchten auf die Art Cologne, am liebsten schon im kommenden Jahr“, sagt die Galeristin und studierte Juristin Gisela Clement in Hinblick auf die Zukunftsplanung ihrer Galerie. Bonns wohl größte Galerie, sowohl was die Räumlichkeiten als auch die Ausrichtung ihrer Kunst betrifft, möchte sich und ihre Künstler im internationalen Kunstmarkt positionieren. Gleichzeitig hält sie den Balanceakt zwischen Vermittlung und Verkauf.

Vermittlung bezieht sich sowohl auf die unmittelbare Kunstvermittlung – es gibt eine Kunstwerkstatt für Kinder, regelmäßig kommen Schüler- oder Studierendengruppen zur Besichtigung der Ausstellungsräume – als auch auf die Vermittlung der Künstlerinnen und Künstler selbst. Die enge und „sehr intensive“ Zusammenarbeit mit ihnen ist der Galeristin spürbar wichtig. Wie bei einer Galerie mit festem Künstlerstamm üblich, wird die Arbeit der Künstler auch über die Ausstellungen hinaus begleitet. So macht Gisela Clement regelmäßige Atelierbesuche, die ihr einen tiefen Einblick in den Schaffensprozess der Werke ermöglichen. Darüber hinaus ist es Aufgabe der Galerie, die Interessen der Künstler zu vertreten, sie mit Institutionen und mit anderen Künstlern in Kontakt zu bringen. Dabei spielt der kommerzielle Aspekt natürlich eine Rolle. Manche der vertretenen Arbeiten eignen sich jedoch nicht dazu, als Spekulationsobjekt in einen Tresor gesperrt zu werden beziehungsweise in einem Depot zu verschwinden. Mit regelmäßig stattfindenden Performances oder In Situ Kunstwerken setzen Künstler wie auch die Galerie selbst letztlich ein Statement für eine Kunst, die sich dem Markt oder zumindest der Reduktion auf ein reines Investitionsobjekt entzieht.
Das Repertoire der Galerie Gisela Clement umfasst zumeist nicht-gegenständliche Kunst, die sich häufiger im zwei- als im dreidimensionalen Medium bewegt. In den Werken finden sich immer wieder graphische Elemente, klare, geometrische Formen und Farbflächen, aber auch das humorvolle Spiel mit ihnen. Ausnahmen wie der oft gegenständlich und erzählerisch arbeitende Maler Slawomir Elsner, dem im Sommer eine Einzelausstellung gewidmet wurde, bestätigen die Regel. Das Repertoire wird dadurch ständig erweitert. In Zukunft wird sich das Engagement der Galerie im Bereich des Performativen, mit Fokus auf weiblicher Kunst, noch verstärken. Unter anderem hat sie mit der Performance Voodoo Chanel von Melissa E. Logan, Mitbegründerin von Chicks on Speed, in diesem Jahr bereits einen bedeutenden Schritt in diese Richtung getan. Aktuell ist mit Modi des Minimierens bereits die fünfte Ausstellung einer Reihe zum Thema Reduktion zu sehen. In durchaus radikaler Weise beschränken die Künstler ihre Werke dabei in Form, Farbe oder Ausdruck auf ein Geringstmögliches.
Mit der Arbeit Plaster Surrogates von Allan McCollum werden fünf nebeneinander hängende, im Format leicht voneinander abweichende Gipsplastiken gezeigt. Sie bilden ein Ganzes, sind auch nur als solche verkäuflich. Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, gerahmte Bilder vor sich zu haben: schwarze Rechtecke auf weißen Passepartouts, die Bilderrahmen in verschiedenfarbig gedeckten Pastelltönen. Dass es sich dabei allerdings um reine Gipsobjekte aus einem Guss handelt, wird erst bei näherem Hinsehen deutlich. Dennoch spielen die Plastiken nicht in erster Linie mit der Betrachtertäuschung, sondern beschränken sich vielmehr auf das Minimum dessen, was als künstlerisches Arbeiten angesehen werden könnte. McCollum hat seit den 80er Jahren in verschiedenen Auflagen und Zusammenstellungen insgesamt tausende dieser Gipsbilder hergestellt. Alle sind durchnummeriert und signiert. Alle Kanten, an denen monochrome, schwarze Mittelfläche und Rahmen aufeinanderstoßen, sind vom Künstler persönlich ausgeführt. Jedes Bild ist ein Unikat. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Arbeitsweise McCollums gar nicht so sehr von den Gemälden eines Peter Paul Rubens, der aufgrund der Fülle seiner Aufträge oft auch nur Gesichter und wesentliche Merkmale seiner Gemälde persönlich ausführte. Den Rest übernahm für gewöhnlich die Werkstatt. Nur beschränkt sich McCollums künstlerische Handschrift bei den Surrogates eben auf ein Minimum an Ausdruck. Dadurch verweist der Künstler auf die Mechanismen eines Kunstverständnisses, letztlich eines Verständnisses von Wertschöpfung im Allgemeinen, das den Arbeitsaufwand mit der Qualität einer Sache in Verhältnis setzt. Indem McCollum den künstlerischen Arbeitsaufwand auf ein Mindestmaß reduziert, deckt er diese Mechanismen auf.
Neben McCollum werden in der aktuellen Ausstellung Positionen junger, aufstrebender Künstler wie Kirstin Arndt oder David Semper mit den Arbeiten international bekannter, zum Teil bereits verstorbener Künstler gegenübergestellt. Als Ausgangspunkt diente der Nachlass von Charlotte Posenenske, deren Raumskulpturen sich aus industriell gefertigten Modulen zusammensetzen. So ziert den Innenhof der Galerie momentan ein Objekt, das wie ein Lüftungsschacht aussieht. Dadurch, dass beide Enden ins Leere laufen, wird es in seiner Funktion ins Absurde geführt. Dr. Burkhard Brunn, Gefährte und Nachlassverwalter Posenenskes, ist zugleich der Kurator von Modi des Minimierens.

Präsentiert werden die Ausstellungen der Galerie in einem eigens dafür entworfenen Bau im Stadtteil Kessenich. Als sich Gisela Clement und der Bad Godesberger Galerist und Kunsthistoriker Michael Schneider 2010 zusammenschlossen, damals noch unter dem Namen kunstgaleriebonn, später dann Galerie Clement & Schneider, war dieser Bau bereits angedacht. Sie hatten sich zuvor über Clements fortlaufendes Projekt kunstundwohnen kennengelernt. 2013 konnten die Pläne durch den Architekten Uwe Schröder realisiert werden. Das Ergebnis ist ein nach außen hin kubischer Gesamtkomplex, der sich im Innern zu einem einladenden Atrium hin öffnet. Daran schließen sich neben den zweigeschossigen Ausstellungsflächen auch die Büroräume der Galerie an. In vier optimal ausgeleuchteten Projekträumen haben auch großformatige Arbeiten Platz. Zwei kleinere Kabinette sowie das Treppenhaus selbst bieten sich für Werke kleinen oder mittleren Formats an. Im Gesamtklang hat der Bau durchaus musealen Charakter. Bei dieser wunderbaren Präsentationsmöglichkeit ist es ein wirklich geringes ,Übel‘, dass Besucher die Galerie manchmal mit einem Museum verwechseln.
Seit Ende 2015 gehen Gisela Clement und Michael Schneider wieder getrennte Wege. Die erneute Umbenennung in Galerie Gisela Clement erfolgte diesen Sommer.

Für nächstes Jahr ist die Gründung eines Editionsverlags mit eigenem Internetauftritt geplant. Indem die Galerie auch Kunst im unteren Preissegmet anbietet, stellt sie sich breit auf. Dies hängt eng mit Gisela Clements persönlicher Vorliebe für bezahlbare, kleinformatige Papierarbeiten zusammen. Neben erfahrenen Kunstsammlern, können hier auch „Anfänger“ in den Kunstkauf einsteigen. Die Vermittlungsangebote fördern zudem nicht nur junge Künstlerinnen und Künstler, sondern auch Schülerinnen und Schüler, Studierende und Kinder. Trotz des beeindruckenden architektonischen Rahmens, in dem sich die Galerie Gisela Clement bewegt, ist das Haus nicht exklusiven Kunstsammlern vorbehalten, sondern öffnet sich allen Kunstliebhabern und Menschen, die sich auf die Kunst einlassen möchten.